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Kein Platz für Partys: Öffentliches Grün steht nicht zur Verfügung

Veröffentlicht am 28.07.2020 von Sigrid Kneist

Clubs sind weiterhin geschlossen, Festivals finden nicht statt. Die Menge will aber trotzdem feiern. Erst in der Nacht zu Sonntag versammelten sich in der Hasenheide Tausende zu einem illegalen Rave. Die Polizei brauchte bis in die frühen Morgenstunden, bis endlich Ruhe in dem Park einkehrt war. Mehrere Politiker, darunter Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) wollen sich dafür einsetzen, dass künftig Grünflächen für Partys und andere Events zur Verfügung gestellt werden. Die Clubcommission – ein Zusammenschluss Berliner Clubs – hat eine Liste von Parks und Orten, die ihrer Auffassung nach dafür geeignet sind. Darüber will man mit den Bezirken ins Gespräch kommen.

Zwei Vorschläge für Tempelhof-Schöneberg. Die Clubcommission nennt die Marienhöhe und den Trogdeckel über der Stadtautobahn an der Teilestraße als Flächen, die in Frage kommen. Den Wunsch, das Partygeschehen nach Draußen zu verlagern, weil es in Räumen pandemiebedingt nicht möglich ist, nennt die für Grünflächen zuständige Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) nachvollziehbar, aber die genannten Areale seien nicht geeignet.

Die Möglichkeiten im Bezirk seien ohnehin „aufgrund der dichten Wohnbebauung und der geringen Versorgung mit Grünflächen“ sehr begrenzt. Entweder seien die Parks nicht groß genug oder stünden als Gartendenkmäler (Kleistpark in Schöneberg, Rudolph-Wilde-Park, Grünzug Frankepark-Bosepark-Alter Park in Tempelhof) unter Schutz. Auch die von der Clubcommission genannte Marienhöhe ist ein Gartendenkmal. Zudem ist sie aufgrund baulicher Mängel derzeit gesperrt. Und kommt deswegen laut Heiß nicht als Veranstaltungsort in Betracht. Dennoch finden dort illegale Partys ab; Beschwerden der Anwohner sind groß. Erst vor Kurzen hat es – wie ich hier berichtet habe – gebrannt. Ein Lagerfeuer war nicht richtig gelöscht worden.

Und was ist mit dem Gelände an der Teilestraße? Auch hier wurden bereits illegale Partys gefeiert, die von der Polizei aufgelöst wurden. „Dies sollte auch mit Blick auf die Zukunft des Geländes nicht legalisiert werden“, sagt Heiß. Eigentümer sei ohnehin die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz – und diese habe bereits 2018 eine grundlegende Ablehnung geäußert, das Grundstück für eine Party zu nutzen. Bei der Fläche handle es um ein hochwertiges Biotop, in dem es auch Vogelschutzprojekt gebe.

Es sieht also so aus, dass in bezirklichen Grünanlagen keine Partys genehmigt werden. Allerdings wies Heiß auch darauf hin, dass es aufgrund der Sommerpause im Bezirksamt bisher keine abschließende Beratung zu diesem Thema gegeben habe. In Neukölln hat sich der dortige Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) ebenfalls gegen Open-Air-Raves ausgesprochen. – Text: Sigrid Kneist

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