Namen & Neues

Die verflixte letzte Meile: Micro-Hub feiert Eröffnung

Veröffentlicht am 06.10.2020 von Lotte Buschenhagen

Als die Bezirksbürgermeisterin auf ihr Lastenfahrrad steigt, tost hinter ihr der Verkehr des Tempelhofer Damms. Immer wieder rasen Autos und Lkw über die Fahrbahn, röhren und knattern. „Es ist allen nochmal sehr deutlich geworden, warum der Micro-Hub so wichtig ist“, sagt Angelika Schöttler (SPD) dem Tagesspiegel. „Es war ein ständiges Hin und Her der Lastwagen, permanent voll.“ Das soll sich ändern. Seit Donnerstag stehen die Tore des neuen Logistikzentrums am Tempelhofer Damm weit offen: Künftig soll hier ein Knotenpunkt entstehen – und die berühmte letzte Meile ersetzen.

Über 40.000 Fahrzeuge sausen täglich über den Tempelhofer und den Mariendorfer Damm. Vor den Geschäften warten Lkw in zweiter Reihe darauf, ihre Fracht auszuladen. Das ist laut, umweltschädlich und brandgefährlich: „Autos müssen herüberziehen, der Verkehr kommt durcheinander und Fahrradfahrer sind stärker gefährdet“, so Schöttler. Der neue Micro-Hub soll den Lieferverkehr erleichtern. Künftig sollen Waren in einem hölzernen, skandinavisch anmutenden Zentrum am S- und U-Bahn Tempelhof gebündelt und per Lastenfahrrad in die Läden des Kiezes gestrampelt werden. Das spart CO2 – und verhindert Stau.

Noch ist unklar, wer den Micro-Hub beliefern wird. Gerade erst startet die Werbekampagne, mit der der Bezirk Unternehmen in das Zentrum locken möchte. Angelika Schöttler setzt auf die Firmen am Tempelhofer Damm: „Es wäre ideal, wenn manche mit Beispiel vorangingen und es einen Schneeballeffekt gäbe.“ Generell sind Zulieferer aus jeder Branche denkbar, auch Lebensmittel lagern im Hub kühl und trocken. Als erster Lieferant wird daher der Bio-Service „Märkische Kiste“ ins Zentrum ziehen: mitsamt seiner Obst- und Gemüseboxen.

Einer von vielen? Noch sind keine weiteren Hubs konkret geplant. Doch: „Wir hoffen aber, dass der erste Hub – wenn er wirklich läuft – viele Brüder und Schwestern bekommt.“ Erste Gespräche habe man bereits geführt, doch es sei zu früh, Details zu verraten. Klar ist: Der Bezirk wird weitere Standorte suchen – „und auch finden“.