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Tempelhofer Damm: Zeitplan für gefahrloses Radeln steht fest

Veröffentlicht am 10.11.2020 von Judith Langowski

Die Ungeduld wurde immer größer. Seit Monaten demonstrierten Rad-Aktivist*innen an jedem ersten Dienstag im Monat für einen geschützten Radweg auf dem Tempelhofer Damm; in diesem Monat fiel der Protest wegen des Shutdowns allerdings aus. Jetzt steht der Zeitplan fest, ab wann Radler*innen auf dieser Hauptverkehrsstraße, die täglich von rund 46.000 Autos befahren wird, sicher radeln werden werden. Wie Verkehrsstadträtin Christiane Heiß (Grüne) in der vergangenen Woche bei einer Online-Konferenz mitteilte, sollen die vorbereitenden Arbeiten im Februar 2021 beginnen. Der eigentliche Bau der Radspuren wird dann im April beginnen; die Arbeiten sollen im Oktober abgeschlossen werden.

Dann soll das gefahrlose Radeln zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße in beiden Fahrtrichtungen auf Spuren von zumeist 2,85 Meter Breite möglich sein. Zu den Autos abgegrenzt werden die Spuren durch Pfosten, an einigen wenigen Punkten, wo die Breite nicht ganz eingehalten werden kann, werden sogenannte Leitboys, die nicht ganz so hoch sind, aufgestellt, sagte Georg Cyriax vom Planungsbüro IVAS. Die Radspuren entstehen auf dem bisherigen Parkstreifen. Anders hätte man es nicht verwirklichen können, in beide Fahrtrichtungen zwei Fahrspuren und die Linksabbiegerspuren zu erhalten, sagte Cyriax.

Ursprünglich hatte die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg 2017 beschlossen, dass die Radspuren ohne große bauliche Veränderungen eingerichtet werden. Damals ging man davon aus, dass ab 2025 die Wasserbetriebe umfangreich die mehr als 100 Jahre alten Wasserrohre auf diesem Teilstück des Tempelhofer Damms sanieren und sich deswegen aufwändige Umbauten nicht lohnen würden. „Es steht fest, dass die Wasserbetriebe zu diesem Zeitpunkt dort nicht arbeiten”, sagte Heiß. Deswegen habe man beschlossen, die Straße richtig für den Radweg umzubauen. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Wasserbetriebe vor 2030 mit ihren Sanierungsarbeiten beginnen, sagte Heiß.

Ausführlich sei zudem mit der Senatsverkehrsverwaltung zu Beginn der Pandemie diskutiert worden, ob man, wie an anderen Berliner Straßen auch, auf dem Tempelhofer Damm einen Pop-up-Radweg einrichten könne. Angesichts des extrem hohen Verkehrsaufkommens habe man sich dagegen entschieden, es hätte letztlich „nur eine trügerische Sicherheit“ für die Radfahrer gegeben.

Heiß kündigte an, dass in einem nächsten Schritt Radspuren auch in südlicher Richtung nach Alt-Mariendorf eingerichtet werden sollen. „Das ist die logische Konsequenz“, sagte Heiß. Dieser Abschnitt habe Vorrang vor dem nördlichen Anschluss. Der sei nicht ganz so dringend, da es dort einen alten Radweg neben dem Bürgersteig gibt.

Bisher gibt es auf dem Tempelhofer Damm rund 200 Parkplätze, die ebenso wie die Abstellmöglichkeiten in der näheren Umgebung gut ausgelastet sind, wie Planer Dirk Ohm sagte. Da die Parkplätze auf dem Tempelhofer Damm jetzt komplett wegfallen werden, müsse im angrenzenden Bereich, der sich in östlicher Richtung bis zur Komturstraße und im Westen bis zu der S-Bahn-Trasse erstreckt, ein Konzept für Parkraumbewirtschaftung erstellt werden. Dieses werde ein zweistufiges Bezahlmodell vorstehen. Für Plätze in unmittelbarer Nähe zum Tempelhofer Damm müssten Autofahrer dann mehr zahlen als für jene in weiterer Entfernung.

Für Anwohner wird es – wie in Berliner Parkraumbewirtschaftungszonen – die Vignetten für Anwohnerparken geben. Am Tempelhofer Damm gibt es zudem drei öffentliche Parkhäuser – Karstadt, Te-Damm-Center, Tempelhofer Hafen – und einen öffentlichen Parkplatz vor dem Rathaus. Wo Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gebaut werden können, steht noch nicht fest. – Text: Sigrid Kneist