Namen & Neues
Ein Wahrzeichen im Wahrzeichen verschwindet: Die Kuppel im Gasometer wird abgebaut
Veröffentlicht am 12.01.2021 von Sigrid Kneist
An diesem Tag ist es soweit, ein 200-Tonnen-Kran kommt auf dem Euref-Campus zum Einsatz. Die Kuppel, in der von 2011 bis 2015 Günther Jauch zu seiner Talkshow einlud, wird aus dem Gasometer gehoben. Auf Tiefladern wird sie nach Düsseldorf transportiert, um auf dem dortigen zweiten Euref-Campus wieder aufgebaut zu werden. Auch dort wird sie als Veranstaltungslocation genutzt werden. Acht Tonnen wiegt die Trägerkonstruktion, die einen Durchmesser von rund 33 Metern und eine Höhe von 28 Metern hat, wie Euref-Chef Reinhard Müller sagt. 600 Menschen finden in ihrem Inneren Platz. Ursprünglich stand die Kuppel – eine Nachbildung der Reichstagskuppel – während der WM 2006 vor dem Reichstag – als Bundestagsarena, in der sich WM-Besucher über Politik informieren konnten.
Vom Abbau zum Ausbau. Der Abbau der Kuppel ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass es mit dem Ausbau des Gasometers bald losgehen soll. Wie ich schon mehrfach berichtet habe, will Euref-Chef Müller den Gasometer beinahe komplett als modernes Bürogebäude mit großem Veranstaltungsbereich und öffentlicher Dachterrasse ausbauen. Als Mieter soll die Deutsche Bahn einziehen, die dort ihr Digitalgeschäft konzentrieren will. Bis zu 2000 Menschen sollen dort arbeiten können, schrieb mein Kollege Alfons Frese im November im Tagesspiegel schrieb. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zwar bisher nie, weder von Müller noch der Bahn; aber es wurde auch nie bestritten. Müller sagt nur, dass der Bau 2023 fertig sein soll, dann wolle der Mieter einziehen. Der Beinahe-Komplettausbau des Industriedenkmals ist nicht unumstritten – lediglich ein Ring der Konstruktion soll frei bleiben. Eine Bürgerinitiative setzt sich dafür ein, dass an den Vorgaben des Denkmalschutzes festgehalten wird, die vorsehen, dass mindestens zwei Ringe nicht bebaut werden dürfen. Für den Umbau ist eine Änderung des seit 2008 geltenden Bebauungsplans notwendig, dessen Öffentlichkeitsbeteiligung Ende Januar/Anfang Februar starten soll. Die Pläne werden vier Wochen lang ausgelegt – sowohl online als auch im Rathaus. Bürger können ihre Einwände äußern. Auch sogenannte Träger öffentlicher Belange wie das Landesdenkmalamt werden gehört. Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) rechnet damit, dass das gesamte Verfahren in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden kann.
Was gehört noch dazu? Der Bezirk und Euref-Chef Müller haben sich unter anderem darauf verständigt, dass Müller die Torgauer Straße ausbaut. Diese ist äußerst marode und besteht aus einem sehr groben Kopfsteinpflaster, das für Radfahrer kaum zu befahren ist. In diesem Zusammenhang hat Müller jetzt in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“ Verkehrsstadträtin Christiane Heiß vorgeworfen, die Bauarbeiten zu verzögern: „Wir brauchen einen Vertrag mit dem Bezirk. Und der ist eigentlich auch – abgesegnet durch alle operativen Ebenen – längst unterschriftsreif. Aber wir bekommen keine Unterschrift von der zuständigen Stadträtin Christiane Heiß von den Grünen.“ Heiß weist diesen Vorwurf zurück: Nach ihrem Stand stehe unter anderem noch die Zustimmung der Wasserbetriebe hinsichtlich der Kanalisation und Entwässerung aus. Zudem müssten noch Sicherungsleistungen umgeschichtet werden, da für den Euref ein Wenderhammer gebaut und dafür öffentliches Land gepachtet werden solle. „Was für ein Interesse soll ich daran haben, das Vorhaben zu verzögern?“, sagt Heiß. Für die Torgauer Straße sei sogar bereits eine Ampel beantragt und bewilligt worden. Wenn alle Unterlagen vorlägen, könne im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden, anderes sei auch nicht geplant gewesen.
Foto:dpa
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