Namen & Neues
Tempelhof I: Die Zukunft der Tempohomes
Veröffentlicht am 13.04.2021 von Sigrid Kneist

Container an Container, Reihe für Reihe. Gras wächst zwischen den Ritzen der Betonplatten, auf denen sie stehen. Nur für kurze Zeit boten die Tempohomes auf dem Vorfeld des Flughafens Tempelhof Geflüchteten eine Unterkunft. Seit Ende 2019 stehen die rund 900 Container leer; damals mussten die letzten Flüchtlinge dort wieder ausziehen. So sahen es die Regelungen des Tempelhof-Gesetzes vor; die Nutzung war nur bis zu diesem Zeitpunkt gestattet. Es war eine teure Planung, die Kosten waren hoch. Auf 17 Millionen Euro beziffert sie die BIM, die als Gesellschaft die Immobilien des Landes Berlin verwaltet. Und nur zwei Jahre lang hatten Geflüchtete dort wohnen können. Denn der Bau der Tempohomes hatte sich verzögert, die im Januar 2016 beschlossene gesetzliche Regelung, für die Flüchtlingsunterkünfte eine Ausnahme vom Tempelhof-Gesetz zu machen, hatte aber nur drei Jahre Gültigkeit.
Wie geht es weiter? Das steht noch immer nicht fest. Im vergangenen Jahr wurde laut BIM zwar durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz eine Duldung für den Verbleib der Container erteilt. Im März 2020 hatte der Senat beschlossen, diese dort zu belassen für den Fall, dass sie wieder kurzfristig benötigt werden. „Es wäre daher in keiner Weise wirtschaftlich, sie abzubauen und an anderer Stelle wieder aufzubauen, wenn es noch Bedarf gibt“, teilte eine Sprecherin der BIM mit. Wie hoch die Kosten für den Rückbau seien, lasse sich derzeit nicht sagen, da er nicht geplant sei. Zu den Überlegungen des Senats gehörte im vergangenen Jahr ebenfalls, in den Tempohomes – auch an anderen Standorten – eventuell Studenten unterzubringen.
Ungenutzte Halle. Neben den Tempohomes war die „Blumenhalle“ ein weiteres Beispiel für teure Bauten zur Flüchtlingsunterbringung auf dem Flughafen Tempelhof. Die Halle in Leichtbauweise wurde vom Land Berlin für rund zwei Millionen Euro ursprünglich für die Internationale Gartenschau in Marzahn angeschafft, sollte ebenfalls auf dem Tempelhofer Vorfeld zunächst als Unterkunft später als Sport- und Spielstätte dienen. Sie wurde aber nie benutzt, da sie für diese Zwecke unbrauchbar war. Im Winter ließ sie sich nicht heizen; im Sommer wurde es drinnen zu heiß. Die Halle entsprechend zu isolieren, wäre zu teuer gewesen. Sie stand also über zwei Jahre ungenutzt herum. Zu den Kosten für Halle und Aufbau kamen Ausgaben für den Wachschutz. 2018 wurde sie dann bei einer Auktion auf einer Plattform des Zolls für 88.000 Euro an einen polnischen Möbelhändler verkauft. Auf 50 Sattelschleppern wurden die riesigen Bauteile dann abtransportiert. tagesspiegel.de
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
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