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Impfen im Industriegebiet: Die Aktion an der Motzener Straße

Veröffentlicht am 22.06.2021 von Sigrid Kneist

Am Ende dieses Impftags im Impfzentrum des Unternehmensnetzwerks Motzener Straße zeichnet sich ab, dass eine Dosis übrig bleiben könnte. Der Impfarzt des Roten Kreuzes, wendet sich an Thomas Dreusicke, den Inhaber des in der Kunststoffverarbeitung tätigen Unternehmens Dreuco Formenbau. In den dortigen Verwaltungsräumen ist die temporäre Impfstraße untergebracht, um Beschäftigte aus dem Marienfelder und Lichtenrader Gewerbegebiet zu impfen. Dass der Impfstoff ungenutzt bleiben könnte, ist für Dreusicke ein Ding der Unmöglichkeit. Er geht kurz hinunter in die Fabrikation und findet tatsächlich einen Mitarbeiter, der sich an diesem Freitagnachmittag noch mit Moderna impfen lassen möchte.

Ein Modellprojekt. Das Netzwerk im Süden des Bezirks ist berlinweit das einzige, das ein Impfzentrum einrichten konnte. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) unterstützte das Modellvorhaben, das auch Beschäftigten von kleinen und mittelständischen Unternehmen ermöglichen sollte, nahe am Arbeitsplatz geimpft zu werden. „Diese Unternehmen haben keine eigenen Betriebsärzte“, sagt Ulrich Misgeld von der Unternehmensinitiative. Anders als große Unternehmen wie BMW oder auch öffentliche Betriebe wie die BVG, deren Ärzte ihre Belegschaften impfen können. Die Unternehmensinitiative bekam Ende Mai die Zusage über Impfstoff für 1700 Menschen aus 38 Mitgliedsunternehmen. Bei einem Besuch in Marienfelde lobte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) das Engagement der Unternehmer, ihren Beschäftigen eine Impfung zu ermöglichen.

Organisation und Nachbarschaftshilfe. Innerhalb von wenigen Tagen richtete Dreusicke das Impfzentrum ein. Einen medizinischen Kühlschrank konnte er vom ebenfalls in Marienfelde beheimateten Klosterfrau-Werk ausleihen. Dieser löst Alarm aus, wenn die Kühlung ausfallen sollte. Er wird zudem per Video überwacht. Auch Handdesinfektionsgeräte wurden gestellt. Kleine Tabletts für die Spritzen konnte Dreusickes Unternehmen selber im 3-D-Druck herstellen.

Wie wird das Impfangebot angenommen? „Bisher mussten wir noch keine Dosis wegwerfen“, sagt Dreusicke. Alle angemeldeten Beschäftigten seien erschienen oder hätten eben krankheitsbedingt abgesagt. Für die Termine sei sofort Ersatz gesucht und auch gefunden worden. Seine Erfahrung zur Beteiligung: „70 Prozent machen mit, 20 bis 25 Prozent sind schon geimpft.“ Und der kleine Rest, der wolle eben nicht. In dieser Woche wird die erste Impfrunde abgeschlossen. Nach zwei Wochen Pause geht es dann weiter mit der zweiten Impfung.