Namen & Neues
Neuer Grundschulstandort an der ehemaligen Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule erst 2032 komplett fertig
Veröffentlicht am 14.12.2021 von Sophie Rosenfeld
Der Berliner Abgeordnete Christian Zander (CDU), der zuvor der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg beiwohnte, ging in einer Schriftlichen Anfrage (Nr. 19/10033) an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie als Schulaufsichtsbehörde dem Fall des neuen Grundschulstandortes an der ehemaligen Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule nach. Die Pointe vorweggenommen: Zander kreidet den Bezirksstadtrat Oliver Schworck (SPD) an, die Sanierung des Schulgebäudes zu spät beauftragt zu haben. Nach Schworcks Wahl 2006 zum Stadtrat und seiner doppelten Wiederwahl leitete er ab 2016 bis zur letzten Wahl u.a. die Abteilung Schule in Tempelhof-Schöneberg.
Gesetzliche Grundlage. Das Berliner Schulgesetz legt in Paragraf 109 fest, dass die äußeren Rahmenbedingungen für das Lehren und Lernen dem bezirklichen Schulamt als Schulträger vorbehalten sind. Dazu zählen Bau, Ausstattung und Unterhaltung der Schulstandorte sowie die Kasseneinrichtung. Da die Schriftliche Anfrage Sachverhalte thematisiert, die die Schulaufsichtsbehörde nicht oder nur teilweise in eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann, hat sie den Bezirk Tempelhof-Schöneberg als Schulträger um Beihilfe gebeten.
Historie und Zukunft. Das Gebäude der ehemaligen Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule wurde 1908 errichtet, bekam aber erst 90 Jahre später ihren Namen. Zuvor war sie als Fritz-Haber-Schule bekannt. Im Herbst 2015 wurden am besagten Standort für etwa zwei Jahre bis zu 230 Flüchtlinge aufgenommen. Die damals hochgelobte „Notunterkunft“ musste dann schließen, um die erste temporäre Berliner Schwerpunktschule mit Willkommensklassen zu beherbergen.
Wenige Wochen später legten die ersten Lehrkräfte wegen Überforderung die Arbeit nieder. Das Gebäude wurde danach mit Ausnahmen der Sporthallen nicht mehr genutzt. Ab dem Jahr 2027 soll die ehemalige Grundschule mit drei Parallelklassen wiedereröffnet werden. Der Bedarf an Baumaßnahme ist im Bezirksamt seit 2017 bekannt (Drucksache 0008/XX, 0409/XX und 0169/XX). 2018 folgte ein konkreter Erläuterungsbericht an die Senatsverwaltung für Finanzen. Im Juli 2021 wurde ein Bezirksamtsbeschluss zur Schulneugründung herbeigeführt.
Für das Schuljahr 2022/23 sind derzeit 47 schulpflichtig werdende Kinder im Einschulungsbereich an der Ella-Barowsky-Straße erfasst. Acht davon wurden für die neue Schule angemeldet, 37 Kinder ziehen eine andere Schule vor und zwei Rückstellungen wurden beantragt. Sollten durch die Wechselwünsche aus den anderen Einschulungsbereichen mindestens 20 Kinder für die neue Schule angemeldet werden, könnten diese zusammen in einer Klasse in der Teltow-Grundschule unterrichtet werden.
Für Tempelhof-Schöneberg liegt bisher allerdings nur eine Anmeldung vor. Wechselwünsche der anderen Bezirke können bis Anfang Januar eingehen. Bliebe es bei dieser geringen Anzahl an Anmeldungen, würden die acht bereits angemeldeten Kinder für maximal ein Schuljahr gastweise an der Teltow- oder der Havelland-Grundschule unterrichtet und nach einem Jahr umgeschult werden. Über die Ausweichstandorte konnten die Eltern im Anmeldungsanschreiben noch nicht informiert werden, da zu diesem Zeitpunkt noch von einer Beschulung in der Ella-Barowsky-Straße ausgegangen wurde.
Am Telefon deutete Zander darauf hin, dass das Schulamt als Schulträger eigentlich weiß, dass das Bauamt als Serviceeinheit Facility Management, mit dem sie gemeinsam die Funktionsfähigkeit der bezirklichen Schule gewährleisten, Vorlauf braucht, um ein Vorhaben umzusetzen und für einen Schulbau nicht alles stehen und liegen lassen kann. Wenn ein Auftrag eingeht, kann auch rechtzeitig mit dem Bau begonnen werden.
Durch die geringe Schüler:innen-Anmeldezahl verschafft sich das Schulamt für den Beginn des Schulbetriebs Zeit bis zum nächsten Sommer, da es für eine Schulgründung momentan zu wenig Schüler:innen gibt. Doch auch die Lehrstellen insbesondere der Schulleitung sind noch nicht im Ausschreibungsverfahren. Grund dafür sei die im Juli 2021 erfolgte Anmeldung der Schulnetzänderung bei der Senatsbildungsverwaltung. Sobald der neue Senat gebildet wurde, würde im Kontext der neuen Haushaltsverhandlungen, eine Ausschreibung nachgemeldet. Lehrkräfte hingegen werden in Abhängigkeit von der Schülerzahl und der Anzahl der eingerichteten Klassen eingestellt.
Vorerst nur provisorische Inbetriebnahme des Schulgebäudes. Ab dem zweiten Quartal 2022 werden im nord-westlich gelegenen Flügel des Schulhauses Mensa- und Fachraumflächen und die Hälfte der notwendigen Klassenräume für einen zweizügigen Grundschulstandort eingerichtet. Bis zum zweiten Quartal 2025 sollen die restlichen Klassenräume etabliert werden. Nach Fertigstellung des Erweiterungsneubaus und dem Umzug der Schule – schätzungsweise ab dem Schuljahr 2026/2027 – kann mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude begonnen werden:
Umfangreiche Eingriffe in die Bausubstanz sowie die Toilettenanlagen, Anschlussmöglichkeiten für digitale Medien, die Einrichtung einer Mensa, einer kleinen Bibliothek, eines Großspielfeldes auf dem Pausenhof und der Einbau der fachspezifischen Unterrichtsräume für Kunst, Musik und Naturwissenschaften sind vorgesehen. Aufgrund der schwer anpassbaren Grundrissstruktur des Bestandsgebäudes wird zukünftig nur ein Teil des Altbaus für die Grundschule genutzt werden, sodass der Erweiterungsbau den überwiegenden Teil an Schulräumen enthält. Der Verwaltungsbereich und einige Fachräume für die Volkshochschulen und die Musikschule verbleiben im Altbau.
Bis die gesamte Maßnahme – also Neubau und Sanierung – abgeschlossen sein wird, werden noch Jahre ins Land ziehen. Der Stichtag liegt voraussichtlich im Jahr 2032.