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Kleistpark: Geplante Sanierung und eine Sportanlage

Veröffentlicht am 08.02.2022 von Sigrid Kneist

Kaum ein Ort im Bezirk vereint so viel deutsche Geschichte auf einmal – und wirkt doch so vernachlässigt. Der Kleistpark, im Herzen Schönebergs an der Hauptstraße gelegen, bedarf in der Tat einer grundlegenden Aufwertung durch eine Sanierung, so wie sie jetzt ansteht. Er wurde einst als Botanischer Garten angelegt, bis dieser auf einem größeren Areal in Lichterfelde neu gegründet wurde. Im angrenzenden Gerichtsgebäude herrschte in der Nazizeit die verbrecherische NS-Justiz, fällte der Volksgerichtshof seine mörderischen Urteile. Nach Kriegsende saß dort der Alliierte Kontrollrat und wachte über die Geschicke der geteilten Stadt, bis nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall der Mauer das Berliner Kammergericht dort einziehen konnte.

Die Sanierung. Sie soll sich vor allem an der Gestaltung des Parks für den Alliierten Kontrollrat 1945 nach Plänen des Gartenarchitekten Georg Pniower orientieren und diese wieder sichtbar machen. Gleichzeitig soll der Park aber auch heutigen Bedürfnissen bei der Nutzung einer Grünanlage gerecht werden. Die ersten Entwürfe stellte am Montagabend Jens Henningsen vom planenden Architekturbüro im Ausschuss für  Ordnung, Grün, Umwelt und Klimaschutz vor. Dazu gehört beispielsweise, dass der Baumbestand ausgedünnt, die Wege wieder vernünftig angelegt, die Schmuckbepflanzungen sowie  die Rosenbeete „qualifiziert“ und um das zentrale Oval auch mehr Sitzgelegenheiten, also Bänke, geschaffen werden. Außerdem sollen im südlichen Kammergarten – das ist die Fläche, die direkt an das Gerichtsgebäude angrenzt – Liegewiesen angelegt werden und auch ein kleines Hundeauslaufgebiet. Im nördlichen Kammergarten steht die Erholung im Mittelpunkt. Bei den Bäumen wird es den Angaben zufolge vor allem Rückschnitte etwa bei Eiben geben sowie „einige Entnahmen“. „Wir werden keine Bäume aus dem historischen Bestand fällen“, sagte Henningsen.

Bessere Parkinfrastruktur. Beispielsweise gibt es derzeit einen Trampelpfad im südlichen Rand des Park; dieser soll zu einem richtigen Weg ertüchtigt werden. Aufgrund der klimatischen Veränderungen werde es wichtig sein, ein vernünftiges Bewässerungssystem zu schaffen, sagte Henningsen. Bei den Rasenflächen werde man darauf achten, dass strapazier- und widerstandsfähige Sorten verwendet werden. Wie denn die Kolonnaden vor Schmierereien und Graffiti geschützt werden könnten, wollte der CDU-Bezirksverordnete Rolf Olschewski wissen. Dafür gebe es keine einfache Lösung, sagten sowohl der Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes, Michael Krebs, als auch Planer Henningsen. Eine Anti-Graffiti-Glasur sei auf Sandstein nicht gut aufzubringen. Zudem müsse bei Arbeiten an den Kolonnaden auch immer der Denkmalschutz einbezogen werden.

Kosten und Zeitplan. Die Sanierung des Kleistparks geht auf einen Beschluss der BVV aus dem Jahr 2018 zurück. Das Planungsbüro beziffert die Kosten mit 2,5 Millionen Euro. Henningsen hofft, dass Mitte dieses Jahres die Bauleistungen ausgeschrieben und im Herbst vergeben werden können, so dass im November die Rodungsarbeiten beginnen könnten. Das Projekt soll Ende 2023 beendet sein.

Eine neue Sportfläche. Nicht zum Sanierungsvorhaben gehört es, im Kleistpark eine neue Sportfläche zu schaffen. Grüne und SPD haben beantragt, auf der aus den Kontrollratszeiten stammenden, ehemaligen südlichen Panzeraufstellfläche eine sogenannte Calisthenics-Anlage zu bauen, auf deren Geräten man vor allem mit Eigengewichtsübungen trainiert.  Die Sportanlage ist nicht im Sanierungsbudget enthalten. Auf der nördlichen Panzeraufstellfläche gibt es bereits seit den neunziger Jahren eine Sportfläche.

Noch keine Finanzierung. Für diese Planungen gebe es bisher keinen Kostenvoranschlag, sagte Stadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne). Sie wisse auch nicht, ob der Bezirk noch in diesem Jahr eine Finanzierung hinbekommen könne. Die Leiterin des Fachbereichs Grünflächen, Nina Lange, rechnet damit, dass der Untergrund aus einer dicken Betonschicht besteht, da dort einst die Panzer standen. Kosten von 50.000 bis 100.000 Euro hielt sie für realistisch. Der Ausschuss stimmte dem Antrag zu – gegen die Linke und bei Enthaltung der AfD -, dass der Bezirk ein Nutzungskonzept für die Sportnutzung entwickeln und bis Ende September vorlegen solle.

Im Rahmen der Bürgerbeteiligung. Bei einer digitalen Informationsveranstaltung stellt das Grünflächenamt des Bezirks den aktuellen Planungsstand für die Sanierung der denkmalgeschützten Anlage vor. Mittwoch, 9. Februar, 17 Uhr, Anmeldung per E-Mail: mediation@swup.de, Betreff: „Kleistpark“.

  • Mehr über die Geschichte des Kleistparks können Sie im Artikel meines Kollegen Markus Hesselmann lesen: Nazis, Dichter, AntifaschistenDer Kleistpark ist ein Berliner Ort voller Geschichte und Geschichten: plus.tagesspiegel.de