Namen & Neues

Umsetzung des Toilettenkonzepts: Krach ums stille Örtchen

Veröffentlicht am 08.03.2022 von Sigrid Kneist

Und wieder rufen zwei neue Standorte für die öffentlichen Toilettenanlagen Verärgerung bei Anwohnerinnen und Anwohnern hervor. Bereits im Januar wurde am Winterfeldtmarkt die Toilette an der Ostseite des Platzes an der kleinen Grünanlage und dem Spielplatz gebaut. Das bei diesem Klohäuschenmodell gut einsehbare Pissoir öffnet sich am Bürgersteig zur Straße hin; an Markttagen direkt an der Rückseite der Buden. Pinkeln mit Aussicht auf den Markt also! Wie man sich so einen Standort aussuchen konnte, fragen sich seitdem einige Marktbesucher und Anwohner. Zumal  daneben auch eigentlich Bänke zum Verweilen einladen.

Der zweite Standort. Am Crellemarkt wurde jetzt in diesen Tagen ebenfalls diese Toilettenanlage aufgestellt – direkt gegenüber der Silas-Kirche. Allerdings hat man zumindest ein bisschen Pietät gewahrt. Das Pissoir zeigt wenigstens nicht zum Gotteshaus, sondern auch in diesem Fall zum Markt. Ein Anwohner berichtete mir, dass die Gemeinde nicht besonders begeistert sei vom Klohaus gegenüber ihrer Kirche. Der Anwohner ist ziemlich erzürnt über diesen Toilettenstandort. Denn eigentlich gab es den Beschluss der BVV, den dortigen Platz nach Lucie Leydicke zu benennen und durch einige Maßnahmen zu verschönern, der legendärem Wirtin der Gaststätte „Leydicke“ ein paar Meter entfernt in der Mansteinstraße. Die Benennung war nach Auskunft der für Straßen zuständigen Stadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) jedoch nicht möglich, da dieser Platz offiziell zur Crellestraße gehört und deswegen nicht umbenannt werden kann. leute.tagesspiegel.de

Ein weiteres Ärgernis. Anwohner Matthias Praxenthaler hatte sich noch vor Beginn der Bauarbeiten an die Stadtentwicklungssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) gewandt, deren Verwaltung das Toilettenkonzept des Senats umsetzt. „Statt eines schönen, kleinen Platzes für die Menschen im Kiez will der Senat bis Ende März 2022 anscheinend lieber eine City-Toilette errichten.“ Es gebe in unmittelbarer Nähe bereits zwei dieser Anlagen, „über die sich – nebenbei bemerkt – vor allem die sehr lebendige Drogenszene in unserem Kiez freut“.

Diese beiden neuen Toiletten sowie die Anlage am U-Bahnhof Yorckstraße sind die letzten drei Projekte, die im Rahmen des Toilettenkonzepts des Senats im Bezirk umgesetzt wurden. Während allgemein Einigkeit darüber herrscht, dass öffentliche Toiletten in Berlin notwendig sind, wurde stadtweit Kritik vor allem an dem von der Firma Wall entwickelten Modell mit den einsehbaren Pinkelbecken für Männer laut. leute.tagesspiegel.de