Namen & Neues
So halten Sie es mit den Böllern: Aus den Leserzuschriften
Veröffentlicht am 10.01.2023 von Sigrid Kneist
In der vergangenen Neujahrsnacht gab es in der Stadt und auch bei uns im Bezirk heftige Vorfälle, bei denen unter anderem Polizei- und Feuerwehrangehörige schwer attackiert und unter anderem mit Pyrotechnik beschossen wurden. Und auch ohne Ausschreitungen hatte man schon in den Tagen und Stunden zuvor den Eindruck, dass ohne Ende geböllert wurde. An das erlaubte Zeitfenster am Silvesterabend und Neujahrsmorgen hielt sich kaum einer.
Ich hatte Sie gefragt, was Sie von einem Böller- und Raketenverbot halten. Dazu habe ich viele Zuschriften erhalten. Herzlichen Dank dafür! Bei den Antworten kann man auch sehen, dass es in Bezug auf die Gewaltvorfälle natürlich nicht nur um die Frage eines Böllerverbots gehen kann. Denn die Angriffe gegen Sicherheitskräfte oder Feuerwehrleute hatten ja nicht nur mit Pyrotechnik zu tun. Vielmehr muss man sehen, was die Ursachen für die Gewaltausbrüche sind. Und natürlich muss man genau hinschauen, wer die Täter waren, wie einige Leser schreiben. Andere stellen die Frage, wie man präventiv tätig sein kann. Über all das diskutieren auch die Politiker derzeit heftig – gerade auch für den Wahlkampf ist es ein gefundenes Thema, mit teils unangenehmen Ausprägungen in der politischen Debatte.
Aber losgelöst von der Gewaltdebatte gibt es natürlich auch viele andere Gründe, über Raketen und Böller zu reden und zu fragen, ob die private Böllerei noch zeitgemäß ist oder nicht lieber untersagt sein sollte. Hier dazu ein paar von Ihren Stimmen: „Ich bin für ein komplettes Verbot aller Raketen und Böller und was es sonst noch gibt. Wie die Silvesternacht letzten Samstag gezeigt hat, läuft die allgemeine Knallerei völlig aus dem Ruder. Wir haben uns gegen Mitternacht auf die Akazienstraße, Höhe Apostel-Paulus-Straße gewagt, doch wir wären besser zu Hause geblieben. Ich hatte den Eindruck, die jungen Männer spielten Krieg, es herrschte eine unglaublich aggressive Stimmung. (…) Mindestens genauso schwerwiegend finde ich das Argument des Klimaschutzes (und des Tierschutzes). Man weiß, wie belastend die Knallerei für die Luft ist“, schreibt eine Leserin.
Eine andere schreibt: „Ich bin sehr für ein Ende der Böllerei, nicht nur wegen der Vorfälle dieses Mal, sondern auch wegen des Lärms, Gestanks und des Stress‘ für die Tierwelt. Ich selbst flüchte Silvester aus Berlin oder traue mich nicht auf die Straße, seitdem ich ein Knalltrauma erlitten habe.“ Eine weitere Stimme: „Ein Böllerverbot würde ich sehr begrüßen. Dann würden negative Belastungen (Feinstaub, Lärm) und vielleicht auch Aggressionen weniger werden.“
Die Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg verweist darauf, dass sie bereits 2018 in einem Antrag an die BVV gefordert habe, dass die Silvesterknallerei eingedämmt werden soll berlin.de. 2020 hat sie den Antrag noch einmal erneuert, in diesem Fall mit einem Schwerpunkt auf die gesundheitsschädlichen Auswirkungen durch die Feinstaubbelastung berlin.de. Eine weitere Leserin schreibt: „Ich bin für ein generelles Böllerverbot und finde, dass auch Raketen nur an ausgewiesenen Plätzen von Fachleuten gezündet werden sollten!“ Sie verweist auf die Geldverschwendung, die Umweltverschmutzung und auch auf die vielen gesundheitlichen Risiken: „Welche Folgen die unsachgemäße Handhabung mit Feuerwerk haben kann, konnte ich mir über ein Jahrzehnt in der chirurgischen Unfallambulanz anschauen, das reicht.“
Zwei weitere Leser differenzieren zwischen den Arten von Pyrotechnik nach dem Motto: „Böller nein, Raketen ja!“ Und andere Leser sprechen sich dafür aus, dass öffentliche Feuerwerke an verschiedenen Orten in der Stadt abgebrannt werden, wie es auch Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne) vorgeschlagen hat.