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Pädagogische Betreuung von Flüchtlingskindern ohne Schulplatz: Grüne fordern mehr Initiativen

Veröffentlicht am 11.04.2023 von Sigrid Kneist

235 geflüchtete Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter, die in Tempelhof-Schöneberg leben, haben bisher keinen Platz in einer Willkommensklasse erhalten und stehen deshalb auf einer Warteliste. Die sei eine Situation, die „für alle Beteiligten höchst unbefriedigend und belastend ist“, antworte Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für die CDU) auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bezirksverordneten Martina Zander-Rade. Die Schulen haben keine Kapazitäten, um weitere Willkommensklassen einzurichten. Vor allem die hohe Zahl der in der Unterkunft auf dem Tempelhofer Feld untergebrachten Menschen, einschließlich der Kinder und Jugendlichen, stelle den Bezirk vor sehr große Probleme. Tempelhof-Schöneberg stehe trotz der Bitte an den Senat um eine überbezirkliche Steuerung in Bezug auf die Notunterkünfte weiterhin allein da. Dennoch bemühe sich das Schulamt, möglichst viele Kinder und Jugendlich möglichst schnell zu beschulen, sagte Dollase.

Direkt nach den Osterferien sollen Schulräume im Schichtsystem belegt werden. Das bedeutet, dass eine Lerngruppe am Vormittag, eine zweite am Nachmittag unterrichtet wird. Außerdem sollen Räume in der ehemaligen Teske-Schule in der Ella-Barowsky-Straße genutzt werden, um dort Willkommensklassen zu eröffnen. Die Außenstelle der Regionalen Schulaufsicht bemühe sich derzeit, die benötigten Lehrkräfte einzustellen.

Mehr Anstrengungen. „Wir müssen hier mit vereinten Kräften zusammenarbeiten und an einigen Stellen eben auch enger zusammenrücken. Dass es hier nun gar keine Kapazitäten geben soll, nehme ich natürlich zur Kenntnis, bleibt für mich dennoch schwer vorstellbar“, sagt Zander-Rade, Schulexpertin der Grünen-Fraktion in der BVV: „Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, so auch im Bezirk. Wenn wir immer nur auf die Senatsverwaltung zeigen und auf Lösungen warten, wird viel zu viel Zeit vergehen, die gerade in der kindlichen psychosozialen Entwicklung unabsehbare, leider auch negative Auswirkungen haben kann.“  Zander schlägt vor, geflüchtete Kinder ohne Schulplatz vormittags in Jugendfreizeiteinrichtungen von gegebenenfalls ukrainischen Lehrerinnen und Erzieherinnen unterrichten und betreuen zu lassen. „Da könnten wir doch mit den anderen Bezirken einen Vorstoß wagen, gerade auch vor dem Hintergrund, dass auch in Schulen Doppelbelegungen nach den Osterferien angedacht sind“, sagt Zander Rade.