Namen & Neues

Platz genommen: Ein alternder Bezirk braucht spezielle Bänke

Veröffentlicht am 15.08.2023 von Sigrid Kneist

Tempelhof-Schöneberg gehört nicht gerade zu den jungen Bezirken. 27,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind hier älter als 60 Jahre. Nur in Marzahn-Hellersdorf, Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf gibt es noch mehr ältere Bewohner. Das muss nach Auffassung der Seniorenvertretung auch dazu führen, dass die Infrastruktur im öffentlichen Raum entsprechend angepasst wird. Ein kleines Beispiel dafür sind Bänke in Parks, Grünanlagen, an Straßen oder an Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel. Für manche alten Menschen sind diese Sitzgelegenheiten kaum zu nutzen, da sie zu niedrig sind.

Altersgerechte Bank. In der Nähe des Rathauses Schöneberg, in der Innsbrucker Straße an der Querung durch die Wartburgstraße, steht eine Bank, deren Sitzhöhe 47 Zentimeter beträgt und damit sieben Zentimeter höher ist als bei normalen Bänken. Zudem helfen die Lehnen beim Aufstehen.  Die Bank steht neben einem herkömmlichen Modell, das laut Seniorenvertretung von älteren, in ihrer Bewegung eingeschränkten Menschen nicht so gut genutzt werden kann.

Verbesserungen. Die BVV hat zudem im vergangenen Jahr einen Antrag der Seniorenvertretung beschlossen. Mit dem soll erreicht werden, dass wenigstens ein Teil der Bänke, die ausgetauscht werden müssen, durch altersgerechte Bänke ersetzt wird. Auch an anderen Orten gab es Modifizierungen bei den Sitzgelegenheiten. Bei der jetzt beendeten Sanierung des Grazer Platzes erhielten einige Bänke immerhin Armlehnen, um das Aufstehen zu erleichtern; die Sitzhöhe ist weiterhin niedrig.

Am Mauerweg, auf dem Abschnitt von Lichterfelde bis Marienfelde, stehen Bänke, die eine höhere Sitzfläche haben, allerdings nicht über Lehnen verfügen.

Sitze bei Bushaltestellen. In sozialen Medien wird immer wieder darüber diskutiert, dass die dort in einer Reihe montierten drei bis vier Sitzschalen oft eine Lehne zwischen zwei der Sitze haben. Der BVG wird vorgeworfen, damit verhindern zu wollen, dass Obdachlose dort schlafen können. Die Verkehrsbetriebe weisen dies zurück und erklären die Lehne mit besserer Nutzbarkeit für ältere Menschen.

Das sagt die Seniorenvertretung. Sie hält das Argument der Kritiker für nicht stichhaltig, ohne die Problematik selbst in Abrede stellen zu wollen. Ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen müssten die Möglichkeit haben, sich beim Warten auf den Bus oder die U-Bahn setzen zu können: „Und zwar zu jeder Zeit, rund um die Uhr. Für etliche von Ihnen ist selbständiges Aufstehen ohne Armlehne nicht möglich. Für diese Menschen bedeutet eine Armlehne als Aufstehhilfe die Möglichkeit zur Teilhabe“, antwortete die Seniorenvertretung auf meine Frage. „Effektive Hilfe für Obdachlosen sollte sicher nicht bei der Übernachtung an einer Bushaltestelle ansetzen. Hier den Nutzungskonflikt zulasten der Älteren und der Geheingeschränkten lösen zu wollen, erinnert ein wenig an Feigenblattpolitik.“ – Fotos: Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg