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Tempelhofer und Mariendorfer Damm: Debatte über Unfallzahlen

Veröffentlicht am 15.08.2023 von Sigrid Kneist

Die Veröffentlichung der Unfallzahlen auf dem Tempelhofer und Mariendorfer Damm in den Jahren 2019 bis Mai 2023 in Zusammenhang mit dem Bau der Radspuren hat eine Diskussion darüber ausgelöst, wie diese interpretiert und bewertet werden müssen. Grüne und Radfahrverbände werfen dem CDU-Abgeordneten Christian Zander vor, falsche Schlussfolgerungen gezogen haben. Wie in der vergangenen Woche berichtet, hatte Zander, der eine schriftliche Anfrage (hier die Antwort als pdf) zu dem Thema gestellt hatte, das Fazit gezogen: „Die Umgestaltung der B 96 in diesem Abschnitt ist leider ein klassisches Beispiel dafür, wie trotz jahrelanger Vorbereitung gut gemeinte Verkehrspolitik das Gegenteil von gut gemacht ist.“

Er forderte Verbesserungen an der Straßenführung und konstatierte, dass sowohl auf dem Tempelhofer Damm als auch auf dem Mariendorfer Damm die Zahl der Unfälle mit Radfahrern gestiegen sei, obwohl die Radwege sie schützen sollen. In der Antwort der Innenverwaltung wurde allerdings auch die Einschätzung von BVG und Polizei wiedergegeben: Die Einrichtung der Radspur auf dem Tempelhofer Damm ab dem Jahr 2021 habe sich „negativ auf die allgemeine Verkehrsführung“ ausgewirkt, „was zur Erhöhung der Verkehrsunfallzahlen in diesem Bereich beigetragen haben könnte“.

Auch Verkehrsstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) hält Zanders Fazit für falsch. Die Zahlen seien nicht vergleichbar. 2020 hat die Pandemie begonnen, als wegen der Lockdowns wesentlich weniger motorisierte Fahrzeuge unterwegs waren als zuvor; deswegen war auch die Unfallhäufigkeit erheblich niedriger. Selbst wenn es in den Folgejahren nach 2020 wieder eine Steigerung bei den Unfällen mit Radfahrern gegeben habe, bedeute das keineswegs, dass sich die Situation verschlechtert habe. Denn es seien jetzt viel mehr Radfahrerinnen und Radfahrer dort unterwegs. Dies müsse man in Relation zueinander sehen. „Wenn der Radverkehr massiv zunimmt und die Anzahl der Unfälle mit Radverkehrsbeteiligung nicht oder nur leicht steigt, ist es tatsächlich eine positive Entwicklung“, sagt Ellenbeck.

Besonderheit Mariendorfer Damm. Hier ist der geschützte Radweg noch nicht fertig. Es stehen erst an einigen Abschnitten Poller und Leitboys. Unter anderem Asbestfunde in den Fugen des Fahrbahnbelags hätten die Fertigstellung verzögert. Die Radspur auf dem Mariendorfer Damm soll Ende des Jahres fertig sein. Gleichwohl kann sich Ellenbeck noch andere Maßnahmen vorstellen, um den Verkehr auf dem viel befahrenen Straßenzug sicherer zu gestalten. Sinnvoll seien bestimmt getrennte Ampelschaltungen für Autos und Fahrräder.