Namen & Neues
Erinnerung und Mahnung: Ergebnisse der Gedenktafelkommission
Veröffentlicht am 07.11.2023 von Sigrid Kneist
Es kann einige Zeit vergehen, bis nach einer Initiative in der Bezirksverordnetenversammlung für eine Gedenktafel dieses Vorhaben realisiert wird. Recherchen müssen angestellt werden, und man muss sich auf einen Text einigen, welcher der zu ehrenden Person gerecht wird. Eine Aufgabe, die die bezirkliche Gedenktafelkommission übernimmt. In ihr sitzen Vertreter des Bezirksamtsgremiums, der entsprechenden Bezirksamtsabteilungen, der Fraktionen sowie von Gedenk- und Kulturinstitutionen. Ende Oktober hat die Kommission getagt und die Texte für zwei Tafeln beschlossen.
Erinnerung an Arnold Berliner. Er war Physiker und gründete 1913 die Zeitschrift „Die Naturwissenschaften“, die im Julius Springer Verlag erschien. Der 1862 geborene Wissenschaftler versuchte, ab 1933 der zunehmenden nationalsozialistischen Diffamierung seiner Arbeit aufgrund seiner jüdischen Herkunft entgegenzutreten. 1935 gab der Verlag dem politischen Druck nach und entließ den Herausgeber. Zunehmende Ausgrenzung und Diskriminierung setzten ihm zu. Als ihm seine Wohnung in der Kielganstraße 5 genommen werden sollte, nahm Berliner sich am 22. März 1942 das Leben. Die Gedenktafel soll an seinem einstigen Wohnhaus an ihn erinnern. Die Grünen hatten den Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung im Mai 2021 eingebracht.
Erinnern an Mittäter des Holocausts. Die Ofenbaufirma Kori hatte mitten in Schöneberg in der Dennewitzstraße ihren Sitz. Sie baute Krematoriumsöfen für die Verbrennung der Leichen in etlichen Konzentrationslagern und auch der Opfer der „Euthanasie“-Programme. Die Grünen hatten im Dezember 2018 die Initiative in der BVV ergriffen, in Form einer Mahntafel auf die Beteiligung des Unternehmens am NS-Massenmord hinzuweisen. Die Verstrickungen der Firma wurden wissenschaftlich untersucht; ein Buch hielt die Ergebnisse fest. „Kori installierte Öfen in sechs Krankenmordstätten, in denen Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen umgebracht wurden. In rund 20 Konzentrations- und Vernichtungslagern wurden mithilfe der Öfen Spuren des Genozids und millionenfachen Massenmords beseitigt“, heißt es jetzt in dem von der Gedenktafelkommission beschlossenen Text.