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Rapper im Kurfürstenkiez erschossen – CDU fordert stationäre Polizeiwache
Veröffentlicht am 10.09.2024 von Nora Tschepe-Wiesinger
In der Nacht zu Donnerstag ist in Schöneberg ein 42-Jähriger durch Schüsse getötet worden. Zwei weitere Männer im Alter von 44 und 42 Jahren wurden bei dem Angriff am Straßenstrich in der Bülowstraße schwer verletzt.
Die Ermittlungen fokussieren sich auf ein Auto mit bulgarischem Kennzeichen. Aus diesem Auto heraus sollen die Täter auf zwei Brüder geschossen haben, die ebenfalls in einem BMW unterwegs waren. Die Kugeln trafen zudem einen Radfahrer, einen 42 Jahre alten Brasilianer, der im Vorbeifahren offenbar zufällig Opfer wurde.
Bei dem Mann, der auf dem Weg ins Krankenhaus starb, handelt sich um den 42-jährigen Rapper „Challa“, der als türkischer Staatsbürger in Berlin aufwuchs. Vor 20 Jahren wurde er noch als Mehrfach-Straftäter von der Justiz beobachtet und saß wegen Gewalttaten jahrelang in Haft. Danach wandte er sich der Musik zu und wurde zudem Sozialarbeiter im Kreuzberger Jugendzentrum „Wasserturm“. Dort kümmerte er sich auch um kriminalitätsgefährdete Jugendliche und bot unter anderem Breakdance- und Rapkurse an.
Mit einer Fehde im Rotlichtmilieu hänge die Tat, anders als zunächst vermutet, wohl doch nicht zusammen, hieß es aus Szenekreisen, wenngleich viele Sexarbeiterinnen am Straßenstrich von Turko-Bulgaren kontrolliert werden. Deshalb sind bulgarische Autokennzeichen dort so häufig zu sehen. Laut einem „Bild“-Bericht (Bezahlschranke) fing der Streit am Mehringdamm in Kreuzberg an. In einem Café seien die Brüder auf eine Vierer-Gruppe getroffen, deren Auto ein bulgarisches Kennzeichen trug. Offenbar wurden böse Blicke ausgetauscht, vorerst löste sich die Lage jedoch auf.
Kurz vor 1 Uhr trafen die mutmaßlichen Täter in der Bülowstraße erneut auf das Bruderpaar und schossen. Die Polizei sperrte das Areal über Stunden ab, Busse wurden umgeleitet. Eine Mordkommission ermittelt.
Die Polizei und Staatsanwaltschaft bitten Zeugen um Hilfe. Wer die Tat beobachtet habe und Angaben dazu machen kann, solle sich telefonisch, per E-Mail oder an eine Polizeidienststelle wenden, steht in einer Mitteilung.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak fordert, den Kurfürstenkiez wieder als „kriminalitätsbelasteten Ort“ einzustufen. 2019 hatte der Berliner Senat die Gegend von der Liste der sogenannten „kriminalitätsbelasteten Orte“ gestrichen. Als „kriminalitätsbelastete Orte“ werden Bereiche von der Polizei eingestuft, wenn dort vermehrt Straftaten, zum Beispiel Raubübergriffe, Brandstiftungen, gefährliche Körperverletzungen, Taschendiebstahl oder Rauschgifthandel, stattfinden. Dort darf die Polizei verdachtsunabhängige Kontrollen durchführen.
Das Glas an der Bushaltestelle Bülowstraße, das bei dem Mordanschlag mit zerstört worden war, war auch am gestrigen Montag noch nicht weggeräumt.
Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne) hatte sich am Donnerstagabend auch beim Serenadenkonzert „Schönheit gegen Gewalt“ im Schöneberger Regenbogenkiez zu dem Vorfall geäußert: „Sie erleben mich in bedrückter Stimmung. Wir haben in den letzten Monaten mehr als genug erlebt, auch was Hass und Hetze angeht. Mehr denn je ist ein solches Konzert notwendig!“ Das Projekt „Schönheit gegen Gewalt“ spielt seit 2017 Konzerte an Orten, an denen in der Vergangenheit Gewalttaten passiert sind.
Die CDU-Abgeordnete Katharina Senge verlangte in Postings bei Instagram und Facebook eine Polizeiwache für eine „dauerhafte Präsenz vor Ort“ im Kiez um die Kurfürstenstraße. Die CDU-Fraktion Tempelhof-Schöneberg will das Thema in der nächsten Woche in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einbringen.
- Fotos: Nora Tschepe-Wiesinger