Sport
Veröffentlicht am 26.10.2021 von Sigrid Kneist
Verein in Platznöten. Dem Friedenauer TSC sind vom Sportamt des Bezirks erheblich die Trainingszeiten im Friedrich-Ebert-Stadion an der Bosestraße in Tempelhof gekürzt worden. „Zwei Tage an Trainingszeiten sind uns damit genommen worden“, sagt der Leiter der Fußballabteilung beim FTSC, Chris Landmann. Sie kommen dem Verein Viktoria 1889 zugute, der dort mit einigen Mannschaften ebenfalls trainiert. Der FTSC hat dagegen Widerspruch eingelegt und prüft weitere juristische Schritte.
Weitere Schwierigkeiten. Das ist aber nicht das einzige Platzproblem der Friedenauer Kicker. Vor den Herbstferien war überraschend auch der Platz an der Offenbacher Straße vorübergehend wegen Reparaturen gesperrt worden. Und jetzt steht ein weiterer Sportplatz an der Eisackstraße für einige Wochen nicht zur Verfügung, da Wurzelwerk unter dem Spielfeld entfernt werden muss. Der Verein wurde erst Ende der vergangenen Woche offiziell darüber informiert. Einen ausführlichen Bericht über die Nöte der Friedenauer Sportler hat mein Kollege Finn Weidmann geschrieben; hier können Sie ihn lesen.
Schlechte Kommunikation. Landmann kritisiert nicht, dass die Arbeiten an den Plätzen vorgenommen werden. Diese seien überfällig gewesen. Aber er frage sich schon, warum solche Arbeiten nicht auf die Zeit der Herbstferien verlegt wurden. Außerdem gebe es erhebliche Kommunikationsprobleme mit dem Sportamt, das die bevorstehende Sperrung beispielsweise des Platzes auf der Eisackstraße, wo die Kinder auf dem Kleinfeld trainieren, erst in letzter Minute angekündigt habe. Bisher habe er keine Angaben des Sportamts erhalten, wohin die für den Samstag geplanten Spiele verlegt werden können.
Landmann will dem Berliner Fußballverband jetzt als Spielort die Offenbacher Straße nennen: „Wir hängen als Verein mal wieder komplett in der Luft und werden vor vollendete Tatsachen seitens der Verwaltung gestellt, ohne dass die damit einhergehenden gravierenden Auswirkungen für unseren Trainings- und Spielbetrieb und den der anderen Vereine mitgedacht werden.“ Das Problem mangelnder Ansprechbarkeit beim Sportamt und fehlender Kommunikation war letztens auch Thema beim Bezirkssportbund. Meinen Bericht darüber aus der vergangenen Woche finden Sie hier.
Was sagt der Bezirk? Für Sportstadtrat Oliver Schworck (SPD) liegt die Ursache für die derzeitigen Platzprobleme vor allem darin, dass die Sanierung zweier Anlagen nicht wie zunächst geplant im Herbst beendet werden konnte. Auf dem Gelände an der Wiesbadener Straße war in erheblichem Umfang Weltkriegsmunition gefunden worden, an der Ella-Barowsky-Straße musste die Ausschreibung wiederholt werden. Deshalb könnten nicht so viele Zeiten bewilligt werden wie beantragt. Dies führe zwangsläufig „bei Beteiligten zu dem Gefühl, ungerecht behandelt zu werden“. Aber alle Vereine, die jetzt Zeiten erhalten haben, hätten nach den Nutzungsvorschriften für Sportanlagen auch einen Anspruch darauf. Aus organisatorischen Gründen hätten die Reparaturen auf den Plätzen Eisack- und Offenbacher Straße nicht so koordiniert werden können, dass sie in die Herbstferien fielen. Schworck kündigte an, dass der Fachbereich Sport die betroffenen Vereine noch zu einem Gespräch einladen wolle.
Besonderheit bei Viktoria. Die Gruppen von Viktoria 1898, um deren Trainingszeiten in Tempelhof es geht, gehören nicht zum gemeinnützigen Teil des Vereins, sondern zum wirtschaftlichen Teil in Form einer GmbH. Dazu zählen neben der Profimannschaft, die seit dieser Saison in der Dritten Bundesliga spielt, auch weitere Teams des Vereins. Die Friedenauer Fußballer sind der Auffassung, dass bei Platzvergaben zuerst die gemeinnützigen Vereine berücksichtigt werden müssten. Dem widerspricht Schworck. Auch die anderen Teams hätten einen Anspruch. Im übrigen handele es sich um Gruppen, die bereits seit Jahren im Friedrich-Ebert-Stadion trainierten und dafür auch Entgelte zahlten. „Es ist aber nicht Ziel des Bezirks, lieber Trainingszeiten zu verkaufen, als sie gemeinützigen Vereinen zu geben. Es geht um eine möglichst gerechte Verteilung“, sagt Schworck.
„Existenzielle Bedrohung“. Dazu könnten sich nach Auffassung der Grünen-Bezirksverordneten und bisherigen Vorsitzenden des BVV-Sportausschusses, Astrid Bialluch-Liu, die derzeitigen Platznöte für den Friedenauer TSC und auch den Verein Kiezmove entwickeln. Reparaturen und Sanierungen seien zwar notwendig. „Dass nun in Friedenau faktisch keine ortsnahen Sportplätze mehr zur Verfügung stehen, ist für die Friedenauer Sportvereine dramatisch, denn insbesondere für das Kinder- und Jugendtraining ist ein wohnortnahes Angebot essentiell“, sagte Bialluch-Liu. Sie erwarte „vom Sportamt/Sportstadtrat zukünftig ein vorausschauendes Sanierungsmanagement mit klarem Zeitplan/ Timeline und insbesondere eine frühzeitige Einbeziehung der Sportvereine und weiterer Nutzer*innen, um solche Situationen zukünftig zu vermeiden“.
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