Kiezgespräch

Veröffentlicht am 26.02.2019 von Sigrid Kneist

Meine Frage im Newsletter von vergangener Woche, wo denn die Rosinenbomber beim 70-jährigen Luftbrückenjubiläum landen sollten, hat wohl einen Nerv getroffen. Etliche E-Mails erreichten mich. Sie haben überwiegend den Tenor: in Tempelhof – wo sonst? Nur zwei Leser hielten dies für eine komplette Schnapsidee und verwiesen darauf, dass der innerstädtische Airport vor mehr als zehn Jahren aus guten Gründen geschlossen wurde. Bisher ist geplant, dass am 15. Juni 36 Rosinenbomber im niedersächsischen Faßberg starten, Berlin überfliegen, aber auf dem Flugplatz Schönhagen landen. In der Nacht auf den 12. Mai 1949 war die Blockade West-Berlins durch die Sowjets zu Ende gegangen.

Hier einige Stimmen der Leser: „Aus meiner Sicht bilden die „Rosinenbomber“ und der Flughafen Tempelhof eine untrennbare Einheit. Deswegen sollten die Flugzeuge auch dort landen. Woanders würde diese Aktion stark an Symbolkraft verlieren. Ich habe die Zeit der Blockade als Siebenjähriger in Berlin bewusst miterlebt“, schreibt beispielsweise Helmut Pillau.

„Die Flugzeuge gehören nicht nach Schönhagen, sondern ins Herz der Luftbrücke, nach Tempelhof.“, schreibt ein weiterer Leser. Die Aussage des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller, „dass eine Ausnahmegehmigung für Tempelhof nicht möglich ist, ist falsch. Auf dem ebenfalls stillgelegten Flughafen Gatow findet jedes Jahr ein Flugtag statt. Das heißt, eine Ausnahmegenehmigung ist auch für Tempelhof möglich. Die Startbahnen sind auch noch in einem ordentlichen Zustand.“. „Etwas Flexibilität würde Berlin gut tun. Ausnahmsweise Rosinenbomber dort landen zu lassen, müsste wohl gehen“, schreibt Ursula Scherer. Uwe Freund meint: „Es wäre toll, wenn die Rosinenbomber in Tempelhof landen würden. Alles andere macht doch keinen Sinn. Muss bloß noch Platz für Zuschauer geschaffen werden. Das wird voll.“

Auch Thomas Keller, Hamburger Unternehmensberater und einer der Initiatoren des Projekts, meldete sich bei mir: Vielleicht brauche man jetzt eine konzertierte Aktion, „um aus einem einmaligen Ereignis ein großartiges, weltweit beachtetes einmaliges Ereignis zu machen. Das Drehbuch, die Hauptdarsteller und das Bühnenbild bringen wir ein“.

Die Chancen dürften nicht groß sein. Denn – wie schon in der vergangenen Woche geschrieben – hält der Senat wenig davon. Und Senatssprecherin Claudia Sünder hat meinem Kollegen Andreas Conrad gesagt, dass noch nicht einmal ein Antrag für die Landung in Tempelhof gestellt worden sei.

Mir zeigen die Reaktionen der Leser auf jeden Fall, dass die Luftbrücke auch 70 Jahre später ein Thema ist, das viele Emotionen und Erinnerung hervorruft.