Kiezgespräch
Veröffentlicht am 26.05.2020 von Sigrid Kneist
Zum Schluss etwas aus der Rubrik „Tierisches geht immer“. Heute geht es um das von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde ernannte Reptil des Jahres 2020 – die Zauneidechse. Sie ist eine streng geschützte Tierart, in deren Lebensräumen nicht einfach so gebaut werden darf. Da passt die Naturschutzbehörde auf. Diese Echse hat in Berlin schon so manches Projekt verzögert, gerade wenn Bahnstrecke gebaut werden sollen. Experten sprechen bei manchen Arealen von Zauneidechsenverdachtsflächen.
Auch auf dem Marienfelder Gelände, wo der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule entsteht, lebt die kleine Eidechse. Da aber der Schulbau notwendig ist, muss die Echse weichen. Das Land Berlin ist verpflichtet, den Tieren einen Ersatzlebensraum zu stellen: Sie werden auf einer Wiese am Nahmitzer Damm umziehen. Dort werden ihnen auch Rückzugsmöglichkeiten und Winterquartiere bereitet – durch Gehölze und die Aufschüttung von Sand. Damit sie vor Hunden geschützt sind, wird ein Zaun aufgestellt. berlin.de
Aber wie fängt man die Tiere ein? Die Frage habe ich dem Marienfelder Naturranger Björn Lindner gestellt. Er schildert mir das Vorgehen so: Auf ihrem jetzigen Areal werden für sie Amphibienzäune mit Eimerfallen aufgestellt. Diese Zäune bestehen aus Kunstsofffolien, die für die Echsen unüberwindbar sind. Bei dem Versuch, das Hindernis zu umgehen, fallen die Tiere in die Eimer. Zwei Mal am Tag wird überprüft, ob Tiere in eine Falle geraten sind. Das Ganze zieht sich über mehrere Monate hinweg. Wie viele Tiere auf dem Marienfelder Grundstück leben, lässt sich laut Lindner vorher nicht sagen. Er berichtet von einem Bauprojekt für ein Gewerbezentrum, auf dem mehr als 500 Tiere lebten, die umgesiedelt werden mussten. „Mit so vielen Tieren hatte keiner gerechnet“, sagt Lindner. Es könne auch sein, dass vielleicht nur einige Dutzend auf dem geplanten Schulstandort leben.
Auch andere Tiere verursachen immer wieder Verzögerungen oder Baustopps: Berlinweit erregten die Fledermäuse im vergangenen November Aufsehen, die im Sockel des einstigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Humboldt-Forum lebten und damit den Baubeginn der dort geplanten „Einheitswippe“ verzögerten.
Andere Kandidaten sind die Knoblauch- und die Wechselkröten. Lindner erzählt von einem Vorfall aus dem Jahr 2017: Wechselkröten, die zunächst in einem Gewässer im Tierpark Friedrichsfelde lebten, waren zu einem Baugewässer in der Nachbarschaft gewandert. 15.000 Exemplare mussten damals dort weggefangen werden, damit der Bau weitergehen konnte.