Kiezgespräch
Veröffentlicht am 16.05.2023 von Sigrid Kneist
Historisches Klohaus vermisst. Von einer einst legendären Bedürfnisanstalt handelt ein Antrag, den die Grünen in die Bezirksverordnetenversammlung einbringen. Seit Anfang der 2000er Jahre ist nämlich das denkmalgeschützte Klohäuschen, das einst an der Bülowstraße unterhalb des U-Bahnhofs stand, verschollen. Damals wurde der Auftrag für moderne City-Toiletten vergeben. Den Zuschlag erhielt die Firma Wall, die bis heute die öffentlichen Toiletten in der Stadt betreibt. Teil des Vertrags war auch, dass das Unternehmen die historischen Klohäuschen auf seine Kosten restauriert und nutzbar macht. Dafür sollte Wall mehr Werbeflächen erhalten. Über die Verträge berichtete der Tagesspiegel bereits 1997.
Demontiert, eingelagert, verschwunden. Wie der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Bertram von Boxberg, sagt, wurde 2004 „die Bedürfnisanstalt vom U-Bahnhof Bülowstraße demontiert und bei Wall eingelagert“. Das gehe aus der Denkmalrolle hervor. „Sie wurde aber niemals instandgesetzt und nicht wieder aufgebaut. Irgendwann wurde das Denkmal aus der Denkmalrolle genommen. Aber eine Sachaufklärung fand nicht statt“, sagt von Boxberg. Die soll es nach den Vorstellungen der Grünen jetzt aber geben: „Bei der Bedürfnisanstalt Bülowstraße handelt es sich um ein herausragendes Bau-, aber auch Kulturdenkmal. Sie ist eine baugeschichtliche Besonderheit aus der Zeit des Berlin U-Bahnbaus und wertvoller als die industriell gefertigten Café Achtecks.“
Wer wissen möchte, wie das Toilettenhaus ausschaut, könnte sich den alten Film „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ noch einmal anschauen oder hier in die Pressemitteilung der Grünen schauen. Sachdienliche Hinweise zum Verbleib des Klohäuschens nehme auch ich gerne entgegen: sigrid.kneist@tagesspiegel.de