Nachbarschaft
Veröffentlicht am 19.06.2018 von Judith Langowski
William H. Tunner (1906 bis 1983), Luftbrückenkommandant
Am 24. Juni 1948 begann die Berlin-Blockade. Die sowjetische Besatzungsmacht sperrte die Zugangswege zu Land und zu Wasser nach West-Berlin. Die westlichen Alliierten starteten sofort die Luftbrücke, mit der sie sämtliche Güter, die die West-Berliner zum Leben brauchten, mit Flugzeugen einflogen. Als Kommandant wurde von den Amerikanern der US-General William H. Tunner ernannt. Er galt als der beste für diese Aufgabe.
Im Krieg hatte Tunner bereits „The Hump“ geleitet, eine Luftbrücke, mit der die Amerikaner von Indien aus und über den Himalaya hinweg die nationalchinesischen Truppen Chiang Kai-sheks gegen die Japaner unterstützten. Später sollte er sich in gleicher Funktion im Koreakrieg bewähren. Am 28. Juli 1948 traf der neue Kommandeur in Wiesbaden, seinem Hauptquartier, ein, mit einem Stab von Experten, den er sich zusammengestellt hatte. Viele waren schon bei „The Hump“ dabei gewesen. Bereits einen Monat vorher transportierten Amerikaner und Briten – die Franzosen, ohnehin knapp an Ressourcen, hatten im Indochina-Krieg genug zu tun – die ersten 268 Tonnen für die Bevölkerung in die Stadt. (Abgerechnet wurden amerikanische Short Tons, bei 907 Kilo pro Tonne.) Von da an starteten und landeten Versorgungsmaschinen beinahe im Minutentakt in Tempelhof, Gatow, auf der Havel und später auch in Tegel.
Am 10. Juli 1951, zur Enthüllung des Luftbrückendenkmals vor dem Flughafen Tempelhof, kam Tunner wieder in der Stadt, hielt bei der Feier auch eine Rede auf Englisch, schloss aber auf Deutsch: „Es ist wunderbar, wieder bei euch in Berlin zu sein. Auf Wiedersehen.“ In Lichterfelde ist die William-H.-Tunner-Straße nach ihm benannt.
Ein ausführliches Tunner-Porträt von meinem Kollegen Andreas Conrad und viele weitere Berichte können Sie am 24. Juni, dem 70. Jahrestag des Luftbrücken-Beginns, in der gedruckten Ausgabe des Tagesspiegel oder im E-Paper lesen.
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-s.kneist@tagesspiegel.de