Nachbarschaft
Veröffentlicht am 30.06.2020 von Sigrid Kneist

Ulrich Misgeld, Unternehmensnetzwerk Motzener Straße, Marienfelde/Lichtenrade
Wen vertritt das Netzwerk Motzener Straße? Das 2005 gegründete Netzwerk vertritt mit seinen 60 Mitgliedern die Interessen des Industriegebiet Motzener Straße in dem über 200 Firmen mit 5.000 Beschäftigten ansässig sind.
Warum sind solche lokalen Wirtschaftsbündnisse notwendig? Die Berliner Wirtschaft besteht zu 90 Prozent aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), und so ist es auch in unserem Industriegebiet. Wenn sich diese Unternehmen in solchen Verbünden zusammenschließen, entsteht eine große Kraft. Die Firmen tauschen sich in Arbeitsgruppen über Personal-, Einkaufs- und Energiethemen aus. Aktuell wurde die Arbeitsgruppe Digitalisierung eingerichtet. Unser Verein organisiert mit Hochschulen gemeinsame Projekte und bündelt die Angebote für Ausbildungsstellen. Wir werben für den Standort und machen deutlich, dass es in unserem traditionellen Industriegebiet viele Hightech-Betriebe gibt, die in internationalen Märkten tätig sind.
Was zeichnet den Standort aus? Wo gibt’s Probleme? Die auf die Zukunft des Standortes gerichtete Initiative „NEMo Null Emission Motzener Straße“ für Energie- und Ressourceneinsparungen ist beispielgebend für ein Industriegebiet. Das im bundesweiten Innovationswettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnete Projekt verbindet Standortqualität und Zukunftsfähigkeit mit den Anforderungen der Unternehmen – aber auch der Mitarbeiter – an ein modernes Arbeitsumfeld. Wir haben viele Ideen für weitere Zukunftsprojekte. Der Realisierungsfortschritt entspricht leider nicht unserer Ungeduld.
Was hat sich in Ihrer Arbeit durch die Pandemie geändert? Wir konnten unsere regelmäßigen persönlichen Unternehmenstreffen nicht durchführen, der Kontakt lief per Mail, Videochat und Telefon. Die Firmen haben sich schnell auf die notwendigen Hygienemaßnahmen eingestellt, so dass – soweit wir wissen – keine größeren Infekte aufgetreten sind.
Wie beurteilen Sie die Wirtschafspolitik im Bezirk? Der Bezirk ist sehr engagiert für die lokale Wirtschaft und hat uns und den anderen beiden Netzwerken (Großbeerenstraße und Südkreuz) in Tempelhof-Schöneberg für die nächsten zwei Jahre ein wirkungsvolles Regionalmanagement zur Seite gestellt.
Und wo bräuchten Sie mehr Unterstützung? Natürlich wünschen wir uns eine schnellere Umsetzung unserer Ideen zur Verbesserung der Infrastruktur des Gebietes, aber da stößt der Bezirk gemeinsam mit uns häufig an die Grenzen der zuständigen Senatsverwaltungen.
Wie engagiert sich das Netzwerk im Stadtteil oder im Bezirk? Das Netzwerk hat die Kita in der Blohmstraße initiiert und einen großen finanziellen Beitrag zur Realisierung geleistet. Auch in der Naturstation im Diedersdorfer Weg und bei den Schulen im Umfeld des Industriegebietes engagiert sich das Netzwerk seit vielen Jahren.
Dies ist der erste Teil einer Sommerserie über die Wirtschaft im Bezirk und ihre Akteure. Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-s.kneist@tagesspiegel.de
Das Interview führte Sigrid Kneist. Foto: promo
+++ Das ist ein Ausschnitt aus dem Leute-Newsletter für Tempelhof-Schöneberg. Jeden Dienstag kostenlos: leute.tagesspiegel.de
+++ Die Themen der Woche:
- Hier wird Wirtschaft gemacht: Das Unternehmensnetzwerk Motzener Straße stellt sich vor
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