Nachbarschaft
Veröffentlicht am 14.07.2020 von Sigrid Kneist

Norbert Wittke, Unternehmensnetzwerk Südkreuz
Wen vertritt das Netzwerk Südkreuz? Als Unternehmernetzwerk verbinden wir natürlich die Unternehmen und Unternehmer*innen in unserem Wirkungsbereich rund um die Bessemer Straße und den Bahnhof Südkreuz. Das sind Einzelunternehmen, aber auch IKEA oder die Malzfabrik.
Wie kommt’s, dass bei Ihnen auch ein Sportverein wie der FC Internationale Mitglied vertreten ist und dessen Vorsitzender sogar im Vorstand? Das ist bei einem Wirtschaftsnetzwerk nicht unbedingt zu erwarten. Da uns nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Interessen umtreiben, haben wir uns sehr über die Mitgliedschaft vom FC Internationale im Netzwerk Südkreuz gefreut und dass auch der Vereinsvorsitzende Gerd Thomas im Vorstand wirken wollte, um so mehr. Aber auch die wirtschaftliche Seite ist hier präsent. Die jungen Fußballer*innen wollen ja in das Berufsleben starten. Dazu machen wir in den Unternehmen Kennenlernveranstaltungen, dort werden die Ausbildungsberufe live gezeigt. Das kommt gut an.
Warum sind solche lokale Wirtschaftsbündnisse notwendig? Zum einen haben es Unternehmer*innen aus unterschiedlichen Sparten miteinander zu tun. Hier werden wirtschaftliche Entwicklungen wie auch Schwankungen schnell wahrgenommen. Man ist in einem Netzwerk verbunden und kann voneinander profitieren.
Das Südkreuz ist ein Standort, der sich momentan durch die Entwicklung der Schöneberger Linse massiv ändert. Was bedeutet das für die dortigen Unternehmen? Welche Chancen gibt es, welche Probleme? Wir beobachten die Entwicklung dort genau, auch in der Hoffnung, neue Mitglieder zu werben.Durch den Zuzug von Vattenfall, der BVG, Engie (Energieversorgungsunternehmen), DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und vielen weiteren interessanten Unternehmen wird das ein spannendes Gebiet. Wir sehen grundsätzlich nur positive Entwicklungen, auch wenn sich die Verkehrslage verschärfen wird. Im Unternehmernetzwerk wollen wir auch untereinander geschäftlich verknüpft sein. Durch die Mitgliedschaft von IKEA und der Malzfabrik ist unsere Wahrnehmung gestiegen. So konnten wir erwirken, dass die BVG die Busline 106 mit einer dichteren Taktung versehen hat – das war ein Wunsch unserer Mitglieder.
Wie beurteilen Sie die Wirtschafspolitik im Bezirk? Leider nicht immer glücklich agierend. Ich würde mir hier mehr Abstimmung mit Akteur*innen wünschen
Was wünschen Sie sich vom Bezirksamt, wo bräuchten Sie mehr Unterstützung? Wir haben einen guten Draht zur Wirtschaftsförderung. Seit letztem Jahr haben wir mit Hilfe des Teams um Martina Marijnissen (Leiterin der Wirtschaftsförderung) ein Regionalmanagement zusammen mit den Netzwerken Motzener Straße und Großbeerenstraße bewilligt bekommen. Daraus ist des Projekt Quartierentwicklung Bessemer Straße entstanden; eine App wurde gerade in Auftrag gegeben, und eine Werbekampagne ist in Planung
Wie engagiert sich das Netzwerk im Stadtteil oder im Bezirk? Jeder im Netzwerk kann seine Dienstleistung einbringen. Wir vermitteln hier gern. Wir haben durch eine Umfrage bei unseren Mitgliedern unter anderem erfahren, dass in der Bessemer Straße das Mittagsangebot spärlich ist, das wollen wir ändern. Die Verbindung vom Bahnhof Südkreuz zur Bessemer Straße soll verbessert oder erleichtert werden. Gespräche dazu laufen bereits.
Was hat sich in Ihrer Arbeit durch die Pandemie geändert? Leider sind alle geplanten Veranstaltungen seit März abgesagt worden, ob Industrie- und Wirtschaftstreff, Steuerungsrunden oder Arbeitskreise. Wir haben uns im Vorstand und mit dem Regionalmanagement zu unseren Vorstandstreffen, wie so viele andere auch, virtuell getroffen. Auch unsere Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstandes wurde online abgehalten. Wir saßen bei unserem Mitglied, der Beredsam GmbH, und haben das dort hervorragend technisch lösen können, mit Mindestabstand und guter Belüftung.
https://netzwerk-suedkreuz.de, Foto: Promo
Dies ist der dritte Teil der Sommerserie über die Wirtschaft im Bezirk und ihre Akteure. Bisher erschienen Das Netzwerk Motzener Straße im Porträt und „Allein ist man nur Eine, gemeinsam sind wir Viele”: Das Unternehmerinnen-Netzwerk.
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+++ Die Themen der Woche:
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- Quereinstieg: Der Bezirk sucht Personal
- Was wird mit dem Mediencampus? Pläne für den ehemaligen Flughafen
- Die Siedler von Tempelhof: Ausstellung über den Wohnungsbau während der Weimarer Republik
- Sag mir, wo die Blumen sind: Bezirksamt kappte Pflanzen in Schöneberg