Nachbarschaft

Veröffentlicht am 12.01.2021 von Sigrid Kneist

Tamara Nieters, Familienhebamme, Friedenau

Was tun, wenn das Baby ständig schreit, es mit dem Stillen nicht richtig klappt oder sich sonstige Probleme auftun, wenn die Situation überfordert? Für solche Fälle sind die Familienhebammen des Kinder- und Jugendgesundheitsdiensts des Bezirks da. Sie kommen in die Familien, können Mütter und Babys betreuen, bis das Kind ein Jahr alt ist. Eine der drei Familienhebammen im Bezirk ist Tamara Nieters. Ihre Aufgabe beginnt in der Regel dann, wenn die Hebamme, die nach der Geburt die Nachsorge übernommen und während des Wochenbetts Mutter und Kind betreut hat, nicht mehr im Einsatz ist.

Zeit für Mutter und Kind. Nieters hat im Jahr 2000 ihre Ausbildung als Hebamme beendet und ihr Examen gemacht. Anschließend arbeitete sie 13 Jahre in einer großen Klinik. Sie machte eine Zusatzqualifikation zur Familienhebamme und ist von dieser Facette des Berufs begeistert. „Es beseelt einen“, sagt sie. „Ich habe Zeit für die Frauen und die Kinder.“ In der Regel kommt sie einmal in der Woche, bei Bedarf auch ein zweites Mal. Dadurch, dass sie das Kind in den Monaten bis zum ersten Geburtstag betreut, könne man auch richtig die Entwicklung verfolgen: „Es ist ein großes Glück.“

Rat und Tat. Da es für für viele Familien schwierig ist, eine Hebamme für die normale Nachsorge zu finden, bietet das Nachbarschaftshaus Friedenau im Auftrag des Bezirks einmal in der Woche eine kostenlose Hebammensprechstunde an. Nieters berät dort Schwangere, hilft bei Problemen, gibt Tipps zu Themen wie Beikost, Stillen oder Schlafen und kann mit Ansprechpartnern und Kontakten weiterhelfen. Selbst für Eltern, die auf Kitaplatzsuche sind, hat sie Adressen parat.

Hebamme ist inzwischen in Deutschland ein Mangelberuf. Schätzungsweise jede fünfte Mutter in Deutschland hat keine Nachsorgehebamme. Aufgrund dieser Situation hat Berlin inzwischen seine Ausbildungskapazitäten erhöht. An der Evangelischen Hochschule gab es im vergangenen Jahr 150 Studienplätze, vor sechs Jahren waren es noch 70. Ausgebaut wurden auch die Kapazitäten der landeseigenen Klinikkonzerne Vivantes und Charité: An der Vivantes-Hebammenschule waren es zuletzt 90, an der Charité 72 belegte Studienplätze, wie mein Kollege Hannes Heine im Tagesspiegel schreibt. 

Die kostenlose Hebammensprechstunde findet immer mittwochs von 12.30 Uhr bis 14 Uhr im ersten Stock des Nachbarschaftshauses Friedenau, Holsteinische Straße 30, statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig. nbhs.de

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-s.kneist@tagesspiegel.de