Nachbarschaft

Veröffentlicht am 21.09.2021 von Sigrid Kneist

Marie und Edna, 9 Jahre, Schülerinnen der Sternberg-Grundschule in Schöneberg

Umwelt und Natur liegen Marie und Edna sehr am Herzen. Die beiden sind neun Jahre alt und gehen in die vierte Klasse der Schöneberger Sternberg-Grundschule. Bereits in der ersten Klasse überlegten sie, dass sie sich dafür engagieren möchten. Sie nannten sich die Pflanzenretter, erweiterten dies später es auf Umweltretter; denn es gehe ja nicht nur um Pflanzen, sondern das ganze Problem sei ja viel weiter gefasst. „Es geht auch um das Überleben der Bienen und die Eisschmelze“, sagt Edna. Ursprünglich gehörten noch zwei Freunde zu ihrer Gruppe an der Schule, aber diese seien inzwischen aufs Gymnasium gewechselt. Während der Corona-Zeit habe man sich nicht so treffen können; aber als der Lockdown im Frühsommer vorbei war, habe man wieder angefangen, sagt Marie.

Was wollen die beiden? Edna hatte gemeinsam mit ihrer Mutter einen Artikel gelesen, dass man für Bäume spenden kann. Wenn man 500 Euro für einen Baum zusammenbekomme, gebe der Senat 1500 Euro dazu, so dass ein Baum gepflanzt und versorgt werden kann. Die Mädchen entwickelten die Idee, dass sie Spenden sammeln möchten, damit Bäume auf dem Schulhof gepflanzt werden können. Als Ziel haben sie sich zwei Bäume gesetzt. Wenn das Geld nicht reichen sollte, dann eben nur einen. Sie schrieben einen Brief an Ludger Pesch, den Direktor des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, zu dem der Schulhort gehört. „Wir setzen uns für Umweltschutz und die Pflanzung von Bäumen, Sträuchern und Stauden ein“, heißt es in dem Brief, in dem die Mädchen auch um Unterstützung und eine kleine Spende bitten.

Pesch war begeistert von dem Projekt und traf sich mit den beiden, um zu überlegen, wie man die Sache angehen könnte. Ohnehin ist Pesch der Auffassung, dass Kinder für die Klimawandelproblematik sensibilisiert sind. „Sie sind zumeist empathisch mit allen Lebewesen und hellwach für Beschädigungen der Natur. Diese werden von vielen Kindern sehr klar wahrgenommen. Wir können feststellen, dass Kinder sich ärgern, ja ängstigen über gedankenlose Umweltbelastungen, mit deren Folgen sie vor allem leben müssen“, schrieb er in einer Presseerklärung zur bevorstehenden Demonstration von „Fridays for Future“ an diesem Freitag.

Finanzielle Hilfe. Die sicherte er den Mädchen über das Pestalozzi-Fröbel-Haus zu. „Wenn wir 400 Euro zusammenbekommen, dann gibt er 100 Euro dazu“, sagt Edna. Und wenn sie 750 Euro für zwei Bäume zusammenbekommen, dann wolle Pesch auf 1000 Euro ergänzen. Einen Grundstock von knapp 200 Euro hatten sie bis Ende der vergangenen Woche gelegt. Dafür waren sie bei einem Kieztrödel und haben unter anderem Samenbomben verkauft, die sie selber aus Lehm, Erde, Wasser und Samen zusammengerollt hatten. Und auch Honig von der Schule haben sie dort verkauft. Am Donnerstag vor den Herbstferien wollen sie auch einen Waffelverkauf an der Schule starten. Unterstützung erhalten sie von Hortleiterin Jana Daro.

Ein Flyer. Marie und Edna gestalteten unter dem Motto „Sei ein*e Baumheld*in!“ auch ein Flugblatt für ihre Aktion, denn sie wollen nicht nur die Schulöffentlichkeit informieren. Wenn sie das Geld für einen oder zwei Bäume zusammenbekämen, „tun wir nicht nur etwas für unseren Schulhof, sondern auch etwas für unsere Umwelt und unser Stadtklima“, heißt es darin. Ein Spendenkonto gibt es über den Förderverein „Freunde der Sternberg-Grundschule e.V.“, IBAN: DE 10 1009 0000 5391 0030 00, Verwendungszweck: Treehero

Das Programm. Die Stadtbaumkampagne des Senats gibt es schon seit vielen Jahren. Seit 2012 wurden insgesamt mehr als 2,1 Millionen Euro für Straßenbäume gespendet. In der Stadt gibt es nach Angaben der Senatsumweltverwaltung rund 430.000 Straßenbäume. Berlin gehöre damit zu den grünsten Metropolen der Welt. Dennoch könnten viele Bäume, die in den vergangenen Jahren gefällt werden mussten, aus Kostengründen nicht ersetzt werden. Aus diesem Grund wurde das Programm gestartet. Infos finden Sie hier.

  • Foto: Sven Darmer

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