Nachbarschaft
Veröffentlicht am 30.11.2021 von Sigrid Kneist

Die Seniorenvertretung von Tempelhof-Schöneberg, 2017 bis 2022
Zurzeit leben in Tempelhof-Schöneberg mehr als 96.400 Menschen, die 60 Jahre oder älter sind. Damit machen sie mehr als ein Viertel der knapp 350.000 Einwohnerinnen und Einwohner aus. Zudem ist diese Altersgruppe die am stärksten wachsende Gruppe innerhalb der Bevölkerung.
Die Seniorenvertretung des Bezirks hat mit ein Auge darauf, dass die Politik auf kommunaler Ebene, also im Bezirk, auch die Belange der älteren und alten Menschen angemessen berücksichtigt. Jetzt haben sich die Seniorenvertreter, die im übrigen im kommenden Jahr neu gewählt werden, die Vereinbarung der grün-roten Zählgemeinschaft angeschaut.
Ernüchterndes Fazit. Auch wenn die Seniorenvertreter durchaus einige positive Ansätze sehen, konstatieren sie in einer Stellungnahme, „dass die Frage der alternden Gesellschaft überhaupt keine Rolle spielt“. Diesen Fehler hätten die Bezirkspolitiker bereits beim bezirklichen Konzept für die soziale Infrastruktur gemacht. Schon 2018 sei zwar vom demografischen Wandel die Rede gewesen und dies sei mit Zahlen und Zuwächsen unterfüttert worden, „um dann bei den zu ergreifenden Maßnahmen einfach über diese Erkenntnisse hinwegzugehen“. Damals habe die BVV nach einer Stellungnahme der Seniorenvertretung Besserung gelobt. Davon sei nichts zu spüren. Während in der grün-roten Vereinbarung beispielsweise ausdrücklich darauf eingegangen werde, dass man auf den wachsenden Bedarf für Grundschulplätze zügig reagieren und die Voraussetzung für neue Schulbauten schaffen werde, suche man „ähnliche Formulierungen zu den wachsenden Bedarfen der älteren Menschen vergebens“.
Verschiedene Punkte. Ansonsten haben die Seniorenvertreter verschiedene allgemeine Themenbereiche daraufhin überprüft, ob diese auch der älteren Bevölkerung zugute kommen. Positiv bewertet werden die Absichtsbekundungen, dass Falschparken auf Geh- und Radwegen sowie an Straßenecken und das Abstellen von E-Rollern und anderen Hindernissen stärker geahndet werden müssen, Poller auf Gehwegen entfernt werden sollen, Fahrradparkmöglichkeiten nicht zu Lasten der Fußgänger gehen sollen un d dass Verkehrsberuhigung durch Kiezblocks oder Spielstraßen erreicht werden soll.
Kritisches Prüfen. Gleichzeitig werden die Formulierungen einem Realitätscheck unterzogen. Es wird teils darauf verwiesen, dass es auf Seiten des Senats schon weitergehende Vorstellungen gibt. Beim Punkt, dass sich Grün-Rot für freies WLAN in Seniorenfreizeitstätten einsetzen möchte, schreiben die Seniorenvertreter: „Noch besser wäre es, die Sache an sich endlich umzusetzen.“ Einen Beschluss gebe es seit Juni 2020. Scharfe Kritik üben die Senioren an den Planungen für den Radschnellweg über die Teltowkanalroute und durch den Hans-Baluschek-Park. Beim Thema Sport kritisieren sie, dass niedrigschwellige, vereinsungebundene Bewegungsformen keine Rolle spielen.
Wann wird die Seniorenvertretung gewählt? Die Wahl findet in der Woche vom 14. bis zum 18. März statt. Dem Gremium gehören in der Regel 17 Mitglieder an. Scheidet jemand während der fünfjährigen Wahlperiode aus, kann das Bezirksamt mit Nachrückern nachbesetzen, sofern diese sich dazu bereit zu erklären. Bei der vergangenen Wahl hatten in Tempelhof-Schöneberg nur 20 Menschen kandidiert. Drei Mitglieder sind ausgeschieden oder verstorben, Nachrücker standen keine mehr zur Verfügung. Deshalb hatte das Gremium zuletzt nur noch 14 Mitglieder. Für diese Wahl sind im Bezirk 38 Vorschläge für Seniorenvertreter eingegangen, die sich bis zum 2. Dezember erklären müssen, ob sie kandidieren. Infos zur Wahl finden Sie hier: wka.berlin
- Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-s.kneist@tagesspiegel.de