Nachbarschaft
Veröffentlicht am 23.04.2024 von Nora Tschepe-Wiesinger
Im Café Pausini in Tempelhof ist der Name Programm. „Die Leute sollen hier vorbeikommen und wirklich mal Pause machen – oder zumindest ein Päuschen“, sagt Martina Pohl, die Inhaberin des Pausini. Seit knapp 20 Jahren betreibt sie das Café in der Kaiserin-Augusta-Straße in Tempelhof. Im Pausini gibt es Cappuccino und brasilianische Frucht-Shakes, Pasta mit Kurkuma-Sahne-Sauce und ein Bücherregal, an dem sich jede:r bedienen und eigene Bücher mitbringen kann.
Regelmäßig finden Lesungen oder Veranstaltungen statt, wie das Kiez-Quiz, bei dem über Fragen zu Tempelhof geknobelt wird. An den Wänden hängen aktuell Fotos von Schildkröten und Trompetenfischen. „Aber das wechselt“, erklärt Pohl. Anwohner:innen aus dem Kiez können im Pausini ihre eigenen Fotos oder Bilder ausstellen und zum Verkauf anbieten. „Ich mache hier alles so, wie ich es selbst gerne hätte und schön finde“, erzählt Pohl.
Dabei sei es nie ihr Traum gewesen, ein eigenes Café zu haben. Sie habe sich immer treiben lassen, keinen festen Plan gehabt und sei so zufällig zum Pausini gekommen. Die treibende Kraft für das Café sei vor 20 Jahren ihr damaliger bester Freund gewesen. „Wir wollten irgendwas Anderes machen“, erzählt sie. Eine Zeit lang hätten sie auch über einen Hof in Italien nachgedacht, sich dann aber doch fürs Pausini entschieden. Pohl ist ursprünglich gelernte Bankkauffrau, hat mehrere Jahre bei der Sparkasse und in einem Fitnessstudio in Prenzlauer Berg gearbeitet. Aufgewachsen ist sie nur eine Querstraße vom Pausini entfernt, in der Friedrich-Wilhelm-Straße. Damals gehörte der Raum, in dem jetzt das Pausini ist, noch zum Arbeiter-Samariter-Bund. „Ich hab hier wie wahrscheinlich alle Tempelhofer mit 18 Jahren meinen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein gemacht“, erinnert sich Pohl.
Als sie 2004 mit 37 Jahren das Pausini eröffnete, hätten die Leute ihren Kaffee noch nicht außer Haus getrunken und das Leben habe erst hinter der Bezirksgrenze in Kreuzberg an der Bergmannstraße angefangen. „Tempelhof hat sich mehr geöffnet“, erzählt Pohl. Jetzt werde jeder zweite Laden im Kiez eine Kita, es seien in den letzten zehn Jahren viele Familien hergezogen. Dennoch ist das Pausini noch immer eins der wenigen gemütlichen Cafés im Bezirk. „Es gibt hier nach wie vor nicht viel“, sagt Pohl. Sie wünscht sich eine buntere Geschäftsvielfalt im Kiez, vor allem auf dem Tempelhofer Damm. Acai Bowl, Flat White – das müsse sie ihren Gästen noch immer oft erklären. Aber sie sagt auch: „Ich könnte das nicht am Ku’damm machen.“
Das Pausini hat viele Stammgäste, ist ein beliebter Treffpunkt für Familien im Kiez und in der Nachbarschaft. Pohl unterstützt mit dem Café aktiv die Bürger:innen-Initiative Tempelhofer Kiezblock, die sich unter anderem für mehr verkehrsberuhigte Straßen im Kiez einsetzen. Ein Café zu betreiben, bedeute viel Arbeit, erzählt Pohl. Wareneinkauf, Marketing, Buchhaltung – das alles macht Pohl selbst. Der Freund, mit dem sie das Café eröffnet hat, ist schon länger nicht mehr dabei. Aber es sei auch toll zu bemerken, was man alles schaffen könne. Am 14. August wird das Pausini 20 Jahre und 20 Tage alt.
- Öffnungszeiten: Das Pausini in der Kaiserin-Augusta-Straße 78 in Tempelhof hat dienstags bis freitags von 8 bis 18.30 Uhr geöffnet und am Samstag von 9 bis 18.30 Uhr. Es gibt Frühstück mit Brötchen aus der Bäckerei der ufa-Fabrik und ab 11.30 Mittagessen mit wechselnder Speisekarte. Sonntag und Montag ist Ruhetag.
- Foto: Nora Tschepe-Wiesinger. Zu sehen ist Martina Pohl (links) und ihre Mitarbeiterin Sabrina, die schon seit 11 Jahren im Pausini arbeitet.
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