Nachbarschaft

Veröffentlicht am 07.01.2025 von alexander conrad

Zufrieden überblickt Kunstsammler Christopher Breu sein Grundstück an der Grunewaldstraße, Ecke Elßholzstraße, das er vor fünf Jahren mit seiner Frau Jutta erwarb. Seit Jahren ist es eine Brache, doch noch in diesem Monat erfolgt der erste Spatenstich und bis 2027 soll ein prestigeträchtiger, privat finanzierter Museumsneubau emporwachsen – das „Bildlabor Kleistpark“.

Es wird das neue Domizil der vom Ehepaar Breu geführten Hegenbarth Sammlung Berlin. Dort sollen ein regelmäßiger Ausstellungs- und Veranstaltungsbetrieb, eine Kunstsammlung mit Werken aus der Zeit des 15. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Ateliers und ein Café Einzug halten.

In grellgelber Daunenjacke und mit schwarzem Fedorahut läuft Breu noch einmal über den unebenen Baugrund. Euphorisch kramt er aus der Aktentasche handgezeichnete Skizzen, um seine Vision zu veranschaulichen. „Es geht bei uns um die Bildarbeit: Dabei werden die Bilder und die Gäste im Mittelpunkt stehen.“ Die im Museum ausgestellten Arbeiten sollen interdisziplinär diskutiert und aus einer historischen Perspektive betrachtet werden. Für den künstlerischen Austausch ist es Breu äußerst wichtig, die Anwohner einzubeziehen, die er daher am 12. Januar zu einem Nachbarschaftsfest einlädt.

Seine Idee eines modernen Museumskonzepts bestimmte schon die Wahl des Standorts. „Lange waren wir auf der Suche. Den Ausschlag gaben die umliegenden künstlerischen Institutionen und die aufregende Historie des Ortes.“ Umgeben ist das Eckgrundstück von der Universität der Künste, der Leo-Kestenberg-Musikschule und dem „Haus am Kleistpark“. Es gehörte zum Hopfengarten des Dorfes Schöneberg, der 1672 auf Geheiß des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und unter Leitung des Botanikers Johann Sigismund Elsholtz zum Hof- und Küchengarten des Berliner Schlosses wurde. Daraus entstand Berlins erster Botanischer Garten, mit dem Dichter und Naturforscher Adalbert von Chamisso als Kustos. Aus einem Teil des Areals wurde 1911 der Kleistpark.

Vor dem Kauf war das Eckgrundstück noch ein Gemeinschaftsgarten. Dafür wollte es die damalige Eigentümerin nicht mehr zur Verfügung stellen. Jetzt entsteht ein fünfgeschossiger Museumsneubau, aus umweltgerechten Materialien, geothermisch beheizt und gekühlt, mit begrünten Terrassen.

Den Holzhybridbau wird eine Glasfassade umhüllen. „Anders als historische Museen in ihren tempelartigen Bauten soll unsere ebenerdige Fassade einen einladenden Blick gewähren“, sagt Breu. Auch Ateliers sind geplant, in denen künstlerische Entstehungsprozesse öffentlich werden sollen.

Die Idee für ein eigenes Museum hatte das Ehepaar Breu vor 15 Jahren, über ein Jahrzehnt konnten sie Erfahrungen sammeln und am Konzept feilen: 2015 gründeten sie die Hegenbarth Sammlung, ursprünglich in der Nürnberger Straße und bis zur Eröffnung des Bildlabors noch in der Laubacher Straße 38 in Wilmersdorf. Das Werk des deutschen Grafikers, Zeichners und Malers Josef Hegenbarth (1884 – 1962), dem sich ihre private, doch öffentlich zugängliche Sammlung besonders widmet, sieht Christopher Breu als Inspirationsquelle für das Bildlabor: „Die Machart des Mischens verschiedener Techniken macht den Reiz der Arbeit Hegenbarths aus. Für uns war sie die Keimzelle des interdisziplinären Betrachtens von Kunst.“

Ihre Sammlung soll nun in dem Neubau wie bei einer Präsenzbibliothek öffentlich zugänglich werden. Ein erster Schritt dazu ist das Nachbarschaftsfest, bei dem sich das Ehepaar Breu mit seinem Team vorstellen und das Projekt erläutern möchte. Auch Baustadträtin Eva Majewski wird dazu sprechen, mit der das Projekt abgestimmt wurde. Dazu werden in Pavillons Architekten und Kunsthistoriker für Fragen bereitstehen. Und schließlich wird der Entwurf des neuen Gebäudes enthüllt, das auf den Skizzen in Christopher Breus Aktentasche noch etwas schemenhaft bleibt.

  • Fotos: Bilder vom Grundstück: Alexander Conrad; Aufnahme aus der Hegenbarthsammlung: Presse Bildlabor Kleistpark
  • Nachbarschaftsfest Bildlabor Kleispark: Wann? Sonntag, 12. Januar, 14 – 16 Uhr; Wo? Grunewaldstraße, Ecke Elßholzstraße, 10823 Berlin
  • Hegenbarth Sammlung Berlin: Adresse: Laubacher Straße 38, 14197 Berlin; Öffnungszeiten: Mittwoch 12 – 17 Uhr