Intro

von Thomas Loy

Veröffentlicht am 24.06.2019

vorab ein wichtiges Zitat von Schulstadträtin Cornelia Flader (CDU) für Eltern von Musikschulkindern zum Ausdrucken und Aufhängen: „Der Standort Adlershof wird nicht geschlossen, wenn wir keinen Interimsstandort haben.“ Das sagte Flader jüngst in der BVV, weil es zwischen Eröffnung des Musikschulneubaus in Baumschulenweg und Schließung der Musikschule in Adlershof (geplant zum Jahresende) eine längeren Zeitraum zu überbrücken gilt. Das Souterrain des Rathauses Johannisthal (war zuletzt ein mexikanisches Restaurant drin) könnte für 250.000 Euro saniert werden, sagte Flader, aber das wäre viel Geld für eine temporäre Nutzung und bis Jahresende wohl auch nicht zu stemmen. Wie gesagt: Ausdrucken und Aufhängen!

Der Mord am CDU-Politiker Walter Lübcke hat die Republik erschüttert und Recherchen dazu ausgelöst, was es in diesen Zeiten bedeutet, in der Öffentlichkeit zu stehen und eine klare Meinung zu vertreten. Treptow-Köpenicks Linken-Fraktionschef Philipp Wohlfeil bekam einen Anruf vom „Spiegel“, ob er sich auch bedroht fühle, weil er ja auf einer „schwarzen Liste“ stehe, die auf der rechtsextremen Seite „Nürnberg 2.0 Deutschland“ geführt wird. Auch Lübcke stand auf dieser Liste. Davon hatte der Lokalpolitiker vorher nichts gewusst. Wohlfeil sagte dem Spiegel, er sei sich noch nicht sicher, wie ernst das alles zu nehmen und ob es noch aktuell sei, zuletzt wurde die Seite im Juni 2017 geändert. „Aber es ist natürlich, auch im Lichte der Ereignisse mit Herrn Lübcke, schon ein mulmiges Gefühl, da draufzustehen.“

Wohlfeil bekam vor ein paar Jahren auch eine Postkarte zugeschickt, anonym, mit Zeitungsausschnitten, in denen sein Name auftaucht. Ein deutliches Drohsignal: Wir wissen, wo du wohnst. In Neukölln gab es schon Brandanschläge gegen Autos aktiver Politiker und Bürger, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren.

Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) kennt solche Drohungen, besonders aus der Zeit der Flüchtlingskrise. „Ich bin bisher zum Glück noch nicht direkt körperlich bedroht worden. Das passiert auch viel subtiler. Auf dem Höhepunkt regelmäßiger Demonstrationen gegen Flüchtlingsheime im Bezirk wurde eine fast wöchentlich stattfindende Demonstration ganz zufällig immer auch durch die Straße geführt, in der ich damals wohnte.“ Damals gab es auch Hass-Kommentare auf Facebook, das sei inzwischen abgeflaut. Allerdings könne das auch daran liegen, dass er inzwischen „abgebrüht“ sei und vieles hinnehme, was ihn früher noch empört hätte. „Das ist auch keine gute Entwicklung, aber wenn ich auf jeden blöden Kommentar antworten würde, würde ich wohl wahnsinnig werden.“

Thomas Loy, aufgewachsen an der Küste (Nordsee), zog 1995 nach Berlin und wohnt mit seiner Familie seit zehn Jahren in Johannisthal. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an leute-t.loy@tagesspiegel.de