Intro

von Thomas Loy

Veröffentlicht am 30.09.2019

in TreKö läuft der Betonmischer noch rund. Wir sind Wohnungsbaumeister in Berlin! Den Applaus dafür bekommen vor allem die Beamten von Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD). In Pankow, Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg ist die Protestbereitschaft und die Mobilisierung der Anwohner gegen Neubauvorhaben viel größer. Aber langsam erreicht auch hierzulande der Frust über wachsenden Verkehr, fehlende Kitaplätze und abzuholzende Brachenvegetation die Schwelle zur aktiven Gegenwehr. Neben den beiden Wäldchen-Rettungsinitiativen in Adlershof und Altglienicke gibt es auch Widerstand gegen ein Bauvorhaben in der Stillerzeile in Friedrichshagen.

Zukunft von Fledermäusen, Auerhähnen und Bibern. „Wir brauchen keine neuen Wohnung, sondern gesunde Natur“, schrieb Mario B. am 12. August auf Facebook. An diesem Tag erhielten laut B. die Mieter der Kleingärten an der Stillerzeile ihre Kündigung. Auf den Flächen will die Degewo einen Riegel mit 45 Wohnungen errichten. Kritisch sieht das Bauvorhaben auch der CDU-Abgeordnete Maik Penn. In einer Anfrage an den Senat wollte er wissen, welche Auswirkungen der neue Wohnblock auf das angrenzende Landschaftsschutzgebiet Erpetal hat. „Rund um die Gärten nisten Fledermäuse, brüten Auerhähne und leben Biber“, schrieb er. „Inwiefern wird sichergestellt, dass durch die geplante großflächige Bebauung des Areals Biotope geschützt und Biodiversität erhalten bleiben?“

Wo bleiben die Dachgärten? Penns Anfrage klingt urgrün, kommt aber aus der CDU. Egal. Was schreibt das Bezirksamt? „Das Bauvorhaben ist dem Naturschutzamt Treptow-Köpenick von Berlin noch nicht bekannt. Im Zuge eines erforderlichen Baugenehmigungsverfahren wird das Naturschutzamt im Rahmen der gesetzlichen Regelungen tätig werden.“ Vielleicht finden sich ja noch rechtzeitig ein paar Fledermäuse, die in einer Laube übernachten. Übrigens: Warum werden auf dem Dach des neuen Wohnblocks keine neuen Gärten eingeplant? Dachbegrünung sollte längst Standard sein in einer sich aufheizenden Welt.

Thomas Loy, aufgewachsen an der Küste (Nordsee), zog 1995 nach Berlin und wohnt mit seiner Familie seit zehn Jahren in Johannisthal. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an leute-t.loy@tagesspiegel.de