Namen & Neues
Rechtsextremismusvorwürfe in der Feuerwehr Adlershof
Veröffentlicht am 07.12.2020 von Thomas Loy
Es war zu Handgreiflichkeiten gekommen, Feuerwehrhelme wurden demoliert, der langjährige Wehrführer musste gehen, die gesamte Feuerwache Adlershof war für Monate lahmgelegt. Das war vor rund einem Jahr. Die Berliner Feuerwehr sprach von „Auseinandersetzungen“, man sei mit allen Beteiligten im Gespräch. Im April kam die Entwarnung, alles wieder im Lot. Doch was genau passiert war, behielten die Kameraden für sich.
NPD-Wahlplakat deponiert. Vor ein paar Tagen erschienen auf der Internetplattform Indymedia.org, die von Linksextremisten betrieben wird, konkrete Vorwürfe gegen ein junges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Adlershof. Er sei „offenkundig rechtskonservativ eingestellt“, posiere vor einem NPD-Wahlplakat, außerdem soll er einen „Bürger mit Migrationshintergrund“ beleidigt haben. Das NPD-Plakat habe der ehemalige Wehrleiter in der Wache deponiert. Die Feuerwehr erklärte auf Anfrage des Tagesspiegels, der Fall sei bekannt und werde geprüft.
Mobbing-Vorwürfe. Inzwischen hat mir ein weiterer Feuerwehrmann von einer Kultur des Mobbings und autoritären Umgangsformen auf der Wache berichtet. In diesem Jahr sei schon ein Drittel der Mitglieder aus der Feuerwehr ausgetreten bzw. dazu gedrängt worden. Auch der neue Wehrführer sei nicht an einem ausgleichenden Führungsstil interessiert.
Bildchen vom „Führer“. Es habe jahrelang eine Chatgruppe „Feuerwehr Wichtig“ gegeben, in der regelmäßig Bilder von Adolf Hitler versendet wurden, das hätten viele unter den jüngeren Mitgliedern witzig gefunden. Inzwischen ist die Chatgruppe offenbar nicht mehr aktiv. Hinweise auf nationalistische Tendenzen unter den Kameraden und Ausgrenzungen gegen einzelne Mitglieder seien von der Leitung der Feuerwehr ignoriert worden. Einer der Leitenden, darauf angesprochen, versichert, es habe in der Wache Adlershof keine rechtsextremistischen Tendenzen gegeben. Für weitere Aussagen sei die Pressestelle zuständig.
Sechs Kameraden haben die Wehr verlassen. Die Pressestelle erklärt auf erneute Anfrage am Montag, die internen Vorermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Sprecher Thomas Kirstein bestätigte, dass sechs Mitglieder die FF Adlershof verlassen hätten, zwei davon auf Beschluss der Wehr, vier freiwillig. Insgesamt habe es 21 Mitglieder gegeben, inzwischen seien es noch 17 – inklusive zweier Neuzugänge.
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