Namen & Neues

Weite Wege, neuer Aufreger

Veröffentlicht am 20.09.2021 von Simone Jacobius

Der Bezirk plant eine dreijährige Auslagerung und täglichen Bustransfer von 450 Grundschüler:innen – Eltern und Schule wehren sich vehement. Worum geht es? Die Wendenschloß-Grundschule soll dem wachsenden Platzbedarf angepasst werden. Sanierung und Erweiterung sind dringend nötig und sollten im kommenden Sommer endlich beginnen.

So weit, so gut. Auch, dass die Gesamtelternvertretung (GEV) schon frühzeitig ins Boot geholt wurde, wurde begrüßt. Nur, dass nun niemand auf sie hören will, ist nicht so geplant gewesen. Alle Beteiligten unter Leitung des Schulamtes Treptow-Köpenick einigten sich zwar auf eine Sanierung und umfassende Erweiterung des Schulkörpers – geplante Bauzeit circa drei Jahre. Aufgrund des Umfangs der Baumaßnahmen wird eine Auslagerung notwendig und war in den Investitionskosten vorgesehen. „Wir als GEV und die Schulleitung stimmten dieser Variante zu, weil man eine Auslagerung der kompletten Schule in eine Container-Schule auf dem benachbarten Sportplatz vorsah“, so Gesamtelternvertreter Robert Berlin. Die Kinder würden also während der gesamten Bauphase am vertrauten Campus bleiben. 

Vor einem Jahr wurden alle Verabredungen über den Haufen geschmissen. Angeblich seien die Kosten für das Containerdorf immens gestiegen (jetzt acht bis zehn Millionen Euro). Die Kinder sollten stattdessen in das dann leerstehende sanierungsbedürftige Gebäude der Müggelschlößchen-Grundschule im Allende-Viertel II umziehen, was für 150.000 Euro noch einmal aufgehübscht werden soll. Per Busshuttle sollen die Kinder aus Wendenschloß ins Hochhausviertel chauffiert werden.

Die GEV hat diverse Einwände: Arbeitsgemeinschaften würden wegfallen, vielbefahrene Straßen müssten überquert werden, weswegen Kinder nicht alleine zum neuen Standort fahren/gehen könnten. Bereits jetzt zu enge und volle Straßen würden zusätzlich durch große Busse befahren werden, 700 Grundschüler würden sich einen Hof teilen müssen (denn die Müggelschlösschen-Schüler sind ja auch noch da), Sportunterricht könnte nur in Wendenschloß stattfinden. Zudem seien die Risiken des baulichen und technischen Zustands des maroden Ausweichquartiers nicht einzuschätzen.

Das stärkste Argument des Bezirks ist die Wirtschaftlichkeit: Eine Auslagerung ins Allende II koste angeblich circa 1,1 Millionen Euro für Sanierung und Bustransfer; der ursprünglich geplante Container-Standort angeblich etwa acht bis zehn Millionen Euro für die drei Jahre. „Uns liegen mittlerweile mehrere seriöse und belastbare Angebote vor, die Mietkosten für eine adäquate Container-Schule von etwa zwei Millionen Euro für drei Jahre erfordern“, sagt Robert Berlin. Von der Senatsverwaltung unter Sandra Scheeres (SPD) gab es Signale in Richtung GEV, dass eine Finanzierung aus dem 100-Millionen-Paket des Landes möglich sei, wenn dies beantragt würde.

Schulstadträtin Cornelia Flader hat bereits reagiert. „Ich habe Frau Staatssekretärin Stoffers schon am 25. August angeschrieben, ihr die Lage geschildert und sie gebeten, bei der Bereitstellung von Mitteln aus dem 100-Millionen-Programm behilflich zu sein. Trotz der Eilbedürftigkeit in der Sache liegt mir eine Antwort von SenBJF bislang nicht vor.“ Aufgrund der positiven Signale aus der Senatsverwaltung habe die Schulstadträtin heute die notwendigen Gelder bei Sandra Scheeres beantragt. „Ich hoffe, dass die Senatsverwaltung jetzt rasch und unbürokratisch die vorhandenen Mittel freigibt, damit die für alle Beteiligten beste Lösung umgesetzt werden kann. Das ist auch aus meiner Sicht die Containerlösung auf dem Gelände der Wendenschloß-Schule.“ Einem Umzug der Wendenschloß-Schule will Stadträtin Flader jedenfalls nicht zustimmen.

Mit einer Demo wollen Eltern, Lehrer, Kinder und Erzieher am Mittwoch ihre Bedenken publik zu machen. Ab 17 Uhr läuft der Tross unter dem Motto „Container JA, Auslagerung NEIN, Wendenschloß-Schule bleibt daheim“ von der Wendenschloß-Grundschule zum Rathaus Köpenick.