Nachbarschaft
Veröffentlicht am 19.08.2019 von Thomas Loy

Agathe Conradi, 42, neue Chefin der Museen Treptow-Köpenick.
Seit wenigen Tagen erst ist sie im Amt, aber am Schreibtisch nur selten zu erreichen. Sie stecke voll in der Schlussproduktion für den Audio-Guide der neuen Ausstellung „100 Jahre Elsengrundsiedlung“, entschuldigt sich die 42-jährige Wienerin, die es vor 20 Jahren nach Berlin verschlagen hat. Eigentlich könnte sie alle Aufgaben der Produktion gleich selber erledigen, denn vor ihrem Studium der Historischen Urbanistik an der TU hatte sie sich zur Kommunikationsgestalterin ausbilden lassen.
Mit der Zeit stellte sie allerdings fest, dass sie sich mehr für die Inhalte der TV- oder Radioproduktionen interessierte als deren technische und dramaturgische Umsetzung. Sie studierte ein zweites Mal, mit 34 Jahren, und sagt heute: „Ich kann nur jedem empfehlen sich nochmal neu zu orientieren.“ In ihrer Abschlussarbeit befasste sie sich mit der Entstehung der Gedenkstätte Bautzner Straße in Dresden und der Transformation eines ehemaligen Repressionsortes zum städtischen Erinnerungsort. An dieser Gedenkstätte arbeitete sie einige Jahre lang für den Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.
Ihr wissenschaftliches Volontariat machte sie schließlich im Museum Treptow-Köpenick. Sie arbeitete an Ausstellungen, Projekten und Publikationen mit. Für die Wanderausstellung „450 Jahre Treptow“ übernahm sie die Projektleitung, auch das Format „Interventionen im öffentlichen Raum“ zur Erinnerung an die Opfer der „Köpenicker Blutwoche“ verantwortete sie. Über den neuen Job freut sie sich außerordentlich. Tatsächlich Stadtgeschichte erforschen und vermitteln zu dürfen, nach dem entsprechenden Studium, empfindet sie als „Punktlandung“. Und dann noch in Berlin, der Stadt, in der sie sich inzwischen heimisch fühlt. Ihr Wohnort ist Friedrichshain.
Zu den Museen Treptow-Köpenick gehören die festen Ausstellungen in Museum Köpenick (inklusive stadtgeschichtlichem Depot, Archiv und Präsenzbibliothek), das Museum Treptow im Rathaus Johannisthal, die Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche und die kleine Hauptmann-Ausstellung im Rathaus Köpenick. Die Vielgestalt des Bezirks und seiner Ortsteile empfindet Conradi als äußerst spannend und reizvoll. Sie kennt schon einige Heimatforscher und Ortschronisten, man treffe sich in den einschlägigen Archiven und Bibliotheken. Die Zusammenarbeit mit den Hobbyhistorikern sei unverzichtbar, sagt sie. Wer Fragen hat oder Angebote machen möchte, sollte ihr am besten eine Mail schicken: agathe.conradi@ba-tk.berlin.de
Die Idee, 100 Jahre Elsengrundsiedlung zu würdigen, sei denn auch vom Bürgerverein der Siedlung ausgegangen. Bei dem Projekt kooperiert Conradi mit Studenten der TU und natürlich dem Bürgerverein. Am Sonntag, 8. September, um 16 Uhr soll die Ausstellung im Museum Köpenick eröffnet werden.
Foto: Anna Wittmann
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-t.loy@tagesspiegel.de