Nachbarschaft
Veröffentlicht am 30.09.2019 von Thomas Loy

Dieter B. Herrmann, 80, Astronom und ehemaliger Direktor der Archenhold-Sternwarte
Vor wenigen Wochen erhielt Dieter B. Herrmann den Bruno-H.-Bürgel-Preis für sein Lebenswerk als Sternenkundler und Weltraumvermittler. Seit Jahrzehnten schreibt Herrmann Bücher über Astronomie, hält Vorträge und engagiert sich in der Archenhold-Sternwarte im Treptower Park. Da war der renommierte Preis einfach mal fällig, zumal Bürgels Buch „Der Mensch und die Sterne“ einst seine Leidenschaft geweckt hatte.
Herrmann wohnt noch immer in der alten Direktorenwohnung in der Sternwarte, die er 1976 mal bezogen hat. Damals wurde der Physiker als „erster Berliner“ Direktor der Sternwarte – später auch Gründungsdirektor des Zeiss-Großplanetariums in Prenzlauer Berg – und blieb es bis zu seiner Pensionierung 2004. Auch der Bürgel-Preis wurde mit ihm erstmals an einen Berliner vergeben, wie Herrmann süffisant anmerkt. Offenbar sind die Berliner allzu preußisch geerdet, um nach den Sternen zu greifen.
„In der DDR hätte ich den Preis nicht bekommen“, sagt Herrmann. Die Trennung der deutschen Staaten erreichte Ende der 60er Jahre auch die astronomische Gesellschaft, deren Sitz heute in Bochum ist. Sie verleiht den Bürgel-Preis. Als Leiter der Sternwarte konnte Herrmann die Wende unbeschadet überstehen, allerdings nicht als TV-Moderator. Seine populärwissenschaftliche Sendung „Aha“ aus dem DDR-Fernsehen wurde nach 150 Folgen abgewickelt. Anschließend trat er vorwiegend im Radio auf, seine dunkle ruhige Erzählstimme schmeichelt jedem Mikrofon.
An die Anfänge von „Aha“ erinnert sich Herrmann noch gerne. 1976 war er gerade frisch Sternwartendirektor geworden, als zwei Fernsehleute bei ihm anfragten, ob er sich vorstellen könne, ab und zu mal eine Sendung zum Thema Astronomie zu moderieren. Unbedingt, sagte er, also wurde er gleich für mehrere Sendungen engagiert und übernahm die Moderation schließlich komplett. Zu Spitzenzeiten waren 800 Zuschauer bei der Aufzeichnung dabei, auch Tänzerinnen des Friedrichstadt-Balletts traten auf.
Im Oktober erscheint übrigens Herrmanns neues Buch im Kosmos-Verlag, der „Atlas astronomischer Traumorte“ aus 13 Reisereportagen und 71 Sternwarten-Beschreibungen. Am 15. November stellt Herrmann sein Buch in der Archenhold-Sternwarte vor.
Foto: Volkmar Otto
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