Nachbarschaft
Veröffentlicht am 17.02.2020 von Thomas Loy

Dirk Zöllner, 57, Familienvater und Bandleader aus Köpenick
Seit sechs Jahren wohnt er in Köpenick, genauer: in Spindlersfeld mit Blick auf Köpenick. Diese Wohnlage genießt Dirk Zöllner jeden Tag, genau die richtige Aussicht, um sich von den Auftritten zu entspannen. Derzeit tourt er als einer der „3Highligen“ – dazu gehören Dirk Michaelis und André Herzberg – durch Berlin und Ostdeutschland. Das sei schon anstrengend, sagt er am Telefon, „drei Alphas auf einem Haufen“. Seit 27 Jahren seien sie schon befreundet.
„Käfer auf dem Blatt“. Dirk Zöllner gründete 1987 zusammen mit dem Pianisten André Gensicke „Die Zöllner“, seine zweite Band. Die Soul-Stücke „Viel zu weit“ und „Käfer auf dem Blatt“ werden vom Rundfunk der DDR produziert und entwickeln sich schnell zu Hits. Schon ein Jahr später spielte das Duo im Vorprogramm von James Brown vor 70.000 Zuschauern während des Open-Air-Festivals auf der Radrennbahn Weißensee. 1990 können sie ihre erste LP bei Amiga veröffentlichen.
Zöllner macht immer noch Musik, auch wenn der Erfolg nicht mehr ganz so groß ist wie damals. „Ich kann der Musik nicht entfliehen“, sagt er. Neue Alben finanzieren die Zöllner über Crowdfunding. In Köpenick tritt Dirk auch regelmäßig auf, in der Reihe „Après Church“ im Kunsthof gegenüber der Laurentius-Kirche oder im Seebad Friedrichshagen. Nebenher schreibt er Kolumnen, die im vergangenen Jahr auch als Buch erschienen sind.
Leben wie auf dem Dorf. Praktisch an Köpenick ist auch, dass es nicht weit nach Karolinenhof ist, dort wohnen seine Eltern, die er inzwischen vierfach zu Großeltern gemacht hat. Die beiden Kleinen, zweieinhalb und neun Jahre, kann er dort „parken“, wenn wieder ein Gig ansteht. Überhaupt die Familie, die ist ihm neben der Musik das Wichtigste, sie gibt Halt und Struktur. In Köpenick habe er eine Heimat gefunden, sagt Zöllner. „Man kennt sich“, trifft überall Bekannte, wie auf dem Dorf. Hier könne er Pilze sammeln, baden gehen, Rad fahren oder angeln, „einfach herrlich“.
Foto: Johanna Bergmann
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-t.loy@tagesspiegel.de