Nachbarschaft

Veröffentlicht am 06.07.2020 von Thomas Loy

Ein Fan von Punk und Heavy Metal, dazu noch Unterstützer der Fußballteufel von Union – einen geeigneteren Katastrophenschutzbeauftragten können wir uns gar nicht wünschen. Torsten Kurz, 56, hat dieses Quasi-Ehrenamt 2013 übernommen, eigentlich ist er Fachbereichsleiter für die bezirklichen Immobilien. Gelernter Bauingenieur, noch in der DDR ausgebildet, an der Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz. Aufgewachsen ist er in der hügeligen Schorfheide, in Groß Schönebeck.

Der Job im Bezirksamt macht ihm Spaß, schließlich betreut er die unterschiedlichsten Bauvorhaben, und Behörde bedeutet ja nicht automatisch Stillstand: „Man kann hier einiges bewegen“, sagt Kurz. Zum Beispiel den „Kat-Leuchtturm“, den er zusammen mit dem Bezirksbürgermeister am vergangenen Montag eingeweiht hat. Dieser Leuchtturm ist das neue Notstromaggregat plus Anlaufstelle für alle Treptow-Köpenicker im Katastrophenfall, also wenn mal wieder tagelang der Strom wegbleibt wie beim Blackout 2019.

Der Kat-Leuchtturm entstand als Projekt aber schon viel früher, erzählt Kurz. 2014 gab es einen längeren Stromausfall, der die Ämter in Adlershof lahmlegte. „2016 haben wir mit den Planungen für den Leuchtturm angefangen.“ Und jetzt sind alle Server der Bezirksbehörden, auch die in Köpenick, an den Leuchtturm angeschlossen. Beim nächsten Blackout fallen die Rechner und Bildschirme in den Amtsstuben also nicht mehr ins Koma.

Gegen Corona ist allerdings auch der neue Leuchtturm machtlos. Und weil alle Punk- und Heavy-Metal-Konzerte und -Festivals auf 2021 verschoben sind, muss Kurz mit seinen Kumpels ersatzweise über die Mecklenburger Seen paddeln. Auch der Wegfall der Stadionbesuche und Auswärtsspielfahrten trifft ihn als Union-Anhänger unmittelbar. Eine Katastrophe, mit der auch ein Katbeauftragter nicht rechnen konnte. Da hilft nur kompensatorisches Radfahren auf dem Mauerweg mit Abstechern in die Brandenburger Umgebung. Kurz wohnt mit seiner Frau am Landschaftspark Altglienicke, da ist es fast so idyllisch wie in der Schorfheide.

Das Foto zeigt den Baufachmann übrigens in der „Schuler-Presse“, einer Maschine zur Herstellung von Bauteilen von 1936, die einst im Kabelwerk Oberspree (KWO) eingesetzt wurde und heute als Denkmal an der Rathenau-Villa in der Wilhelminenhofstraße steht.

+++ Das ist ein Beitrag aus dem Leute-Newsletter für Treptow-Köpenick. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

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