Nachbarschaft
Veröffentlicht am 03.08.2020 von Simone Jacobius
Thomas Bartl, 57, mobiler Tierarzt
Es war schwer an ihn heranzukommen. Wellensittiche, Kaninchen, Hunde, Katzen und anderes Getier hatten einfach Vorrang. Denn Thomas Bartl ist ein gefragter Tierarzt in Alt-Glienicke – und einer der wenigen mobilen in den östlichen Bezirken Berlins.
„Ich mache das, damit die kranken oder verletzten Tiere nicht noch zusätzlichen Stress durch Transport und Umgebungswechsel haben“, sagt der ursprünglich aus Halberstadt stammende Mann. Seit 1987 ist er in Berlin und fast so lange auch schon in Treptow-Köpenick, wo er durch Zufall landete. Aber wie es so ein Zufall manchmal will, lebt er jetzt dauerhaft in unserem schönen Bezirk und hat auch seine Praxis hier an der Schönefelder Chaussee. Bedauert hat er es nicht.
Seine Arbeitstage teilt Tierarzt Bartl auf in Praxis-Sprechstunden und Hausbesuche. Hinzu kommt der Tiernotdienst – täglich bis 22 Uhr ist Bartl für Notfälle seiner vierbeinigen Patienten da. „Mit einer schnellen Erstversorgung steigen die Überlebenschancen der Tiere“, sagt er und hat auch gleich ein Beispiel. So hat ihn in ein aufgeregter Hundehalter angerufen, dessen Hund beim Gassigehen etwas Mysteriöses gefressen hat. Bartl bestellte ihn sofort zu sich in die Praxis, eine Viertelstunde später war er da. Gleich nach Beginn der Behandlung sei der Hund dennoch ins Koma gefallen. Aber Thomas Bartl hat nicht locker gelassen und weiter behandelt. Nach etwa drei Stunden sei der Hund wieder langsam erwacht, nach sechs Stunden konnte er wieder nach Hause – gerettet! Die Folge: ein putzmunterer Hund und ein überdankbares Herrchen.
„Viele Untersuchungen lassen sich quasi auf dem Wohnzimmertisch durchführen“, beschreibt Thomas Bartl den Vorteil der Hausbesuche. „Die gewohnte Umgebung bedeutet für die Tiere mehr Sicherheit und damit weniger Angst. So können auch keine Symptome verschleiert werden oder sich die Blutwerte verändern, wie es sonst der Fall wäre.“
In der Tiernotfallrettung behandelt er Klein- und Heimtiere (Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster usw.) sogar im gesamten Stadtgebiet von Berlin und im angrenzenden Berliner Umland, an jedem Tag der Woche. Bei allein mehr als 100.000 Hunden im Stadtgebiet gibt es einiges zu tun. In Treptow-Köpenick waren Ende 2018 übrigens gut 8500 Hunde angemeldet.
Text: Simone Jacobius, Foto: privat
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