Nachbarschaft
Veröffentlicht am 08.02.2021 von Simone Jacobius

Manuela Kunitz, 57, großer Fan der Nachbarschaftshilfe
Den Abend vom 11. Dezember wird Manuela Kunitz nicht so schnell vergessen. Es war der Abend, an dem ihr Einfamilienhaus in Müggelheim in Flammen aufging. Ursache nach bisherigem Stand: ein Kabelbrand in einer Zwischenwand. Was an dem Abend und an den Tagen danach geschah, ist ein Stück Nachbarschaftshilfe par excellence. „Es war unglaublich, wie die Nachbarn und auch andere Müggelheimer uns gleich unterstützten. Damit hätten wir nie gerechnet und es fiel uns anfangs auch schwer, die Hilfe anzunehmen. Aber wir brauchten die Spenden dringend und es hat uns wieder Hoffnung gemacht.“
Soforthilfe. Die direkten Nachbarn hatten dem Ehepaar und den beiden zu Besuch weilenden Enkelkindern sofort Unterschlupf in ihrem Haus angeboten. Am nächsten Tag zogen sie dann bei einer anderen Nachbarin ein, die über die Feiertage verreisen wollte und ihnen ihr Haus anbot. „Das hatte den Vorteil, dass wir direkt vor Ort waren für Polizei, Feuerwehr und Versicherung“, ist sie rückblickend noch erleichtert. Parallel dazu brachten wildfremde Müggelheimer Haushaltsutensilien vorbei, zum Teil nagelneu und unbenutzt. Andere wiederum spendeten Geld über Facebook. Mehr als 5000 Euro sind so zusammen gekommen, die gut gebraucht wurden.
„Wir haben das leerstehende Häuschen von der Oma unseres Schwiegersohnes hergerichtet als Zwischenlösung. Küche und Bad waren etwas abgewohnt. Für die Renovierung haben wir das Geld genutzt. Bei den Arbeiten haben uns wieder viele Menschen geholfen, alleine hätten wir das nicht geschafft. Aber jetzt haben wir eine gute Zwischenlösung in Neu Zittau bis unser Haus wieder aufgebaut ist. Sogar Möbel standen drin.“ Denn ihr Haus in Müggelheim soll wieder aufgebaut werden, die Wände können genutzt werden, nur der Innenausbau und ein neues Dach müssen her. Und das zahlt aller Voraussicht nach auch die Versicherung.
Drei Wochen hat ihr Arbeitgeber, das Krankenhaus Köpenick, die Krankenschwester freigestellt, damit sie ihre Angelegenheiten regeln und den Schock überwinden konnte. „Ein toller Arbeitgeber”, schwärmt sie. Denn gerade in Coronazeiten war es über die Feiertage schwierig mit Ärzten oder Handwerkern Kontakt aufzunehmen. Sogar eine Drei-Zimmer-Wohnung hätte das Krankenhaus ihnen als Zwischenlösung gestellt. Doch am 4. Januar konnten sie schon in das kleine Häuschen der „Schwiegeroma” einziehen.
„So schlimm auch alles war, ich bin ja durch meine Arbeit gewohnt, immer positiv zu denken. Es hätte noch viel schlimmer kommen können.“ Nämlich dann, wenn die kleinen Enkelkinder schon in ihrem Zimmer geschlafen hätten – dort brach das Feuer aus. Stattdessen saßen sie noch in der Badewanne, als ihr Mann Alarm schlug. „Wir sind alle gesund, aber es hätte ganz anders kommen können. Ich danke allen, die uns unterstützt und somit wieder Hoffnung gegeben haben von Herzen!”
In solchen Fällen haben die Müggelheimer schon mehrfach ihre Solidarität unter Beweis gestellt. Sei es bei dem Feuer in einem von einem älteren Ehepaar bewohnten Einfamilienhaus ein Jahr davor, oder im Fall des damals abgebrannten Ausflugslokals Neu-Helgoland. Auch der kleine Zirkus Hopplahopp, der sein Winter-Corona-Lager in dem Ortsteil aufgeschlagen hat, bekommt viel Unterstützung. Nachbarschaftshilfe wird dann ganz groß geschrieben.
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