Nachbarschaft
Veröffentlicht am 18.10.2021 von Simone Jacobius

Benedikt Hotz (35), Zentrum für Demokratie
Seit 2018 ist Benedikt Hotz Koordinator beim Zentrum für Demokratie (ZfD) – ein Projekt, was auf Beschluss der BVV 2004 ins Leben gerufen wurde. „Damals war Schöneweide eher ein Angstraum als ein lebenswerter Ort. Die rechte Szene hatte sich hier etabliert und viele in Angst und Schrecken versetzt“, sagt der 35-Jährige.
Wichtige Voraussetzung für seine Arbeit ist ein politisches Grundinteresse. Das darf bei Hotz vorausgesetzt werden, hat er doch unter anderem Politikwissenschaft studiert. Als gebürtiger Mannheimer zog es ihn zum Studium weit weg von der Heimat. Sein Ziel: Leipzig. „Das kannte ich und fand es schön.“ Dort studierte er Sozialwissenschaften und Philosophie. Zum Masterstudium für die Politikwissenschaften kam er dann vor zehn Jahren nach Berlin und wohnt heute an der Grenze von Neukölln und Treptow.
Schon an der Uni hielt er Vorträge zum Thema Rassismus. Nach dem Studium stieg er beim Landesjugendring ein, einem Zusammenschluss demokratischer Jugendverbände. Aber auch Seminare beim Deutschen Gewerkschaftsbund hat er bereits gegeben. Seit 2018 ist er neben der Koordination auch für die politische Erwachsenenbildung beim ZfD zuständig.
„Als ich nach Treptow-Köpenick kam, traf ich auf eine sehr engagierte Zivilgesellschaft. Das war eine Herausforderung, da rein zu kommen als Neuer“, erinnert er sich. Aber letztlich sei er immer gut aufgenommen worden.
Das ZfD ist Fach- und Netzwerkstelle zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus. Eine Position, mit der sich nicht alle anfreunden können. „Die AfD versucht, uns beispielsweise immer in die linke Ecke zu stellen. Aber wir machen Bildungsarbeit, keine Parteiarbeit“, bekräftigt Hotz. Er freut sich dennoch, wieviel sich in den vergangenen Jahren in Schöneweide geändert hat, wie lebenswert der Kiez geworden ist, „multikultureller und diverser”.
Dass es sich bei seiner Arbeit nicht um einen klassischen Nine-to-five-Job handelt, versteht sich von selbst. Viele Seminare finden erst abends statt. Wenn Benedikt Hotz sich etwas wünschen dürfte, dann dieses: „Parteien, die diskriminierende Inhalte haben, sollten nicht mehr unterstützt werden. Dafür sollte es eine stärkere Zivilgesellschaft geben, die sich für einen Lebensraum einsetzt, in dem man ohne Angst anders sein kann.“
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