Nachbarschaft

Veröffentlicht am 13.06.2022 von Julia Schmitz

Ursula Bauer (59) hat ein großes Herz für Tiere. Seit zwanzig Jahren arbeitet die Biologin deshalb bei dem gemeinnützigen Verein „Aktion Tier“. Dieser setzt sich mit Projekten in ganz Deutschland dafür ein, Tierleid zu verhindern. „Uns liegt es am Herzen, dass Nutztiere fair gehalten werden, ebenso wie Wildtiere und Haustiere“, sagt sie. Mittels Informationskampagnen klären die Vereinsmitglieder unter anderem darüber auf, welche Kosten und Verpflichtungen entstehen, wenn man sich einen Hund zulegt. Oder wie die eigene Kaufentscheidung im Supermarkt Einfluss auf die Massentierhaltung haben kann.

Eichhörnchen auf dem Müggelseedamm. Neben den Kampagnen führt Bauer auch immer wieder konkrete Aktionen vor Ort durch. Zum Beispiel in Köpenick: Ein Anwohner des Müggeldamms hatte vor ein paar Jahren beobachtet, dass zahlreiche Eichhörnchen beim Überqueren der Straße von Autos erfasst und überfahren worden waren. Ursula Bauer nahm sich des Problems an und erinnerte sich an „Squirrel ropes“, also „Eichhörnchenseile“, von denen sie in Großbritannien gehört hatte. Mit einem Kletterspezialisten und einem Seilmacher entwickelte sie das dicke Seil, dass nun den Müggelseedamm überspannt und den flauschigen Vierbeinern das Wechseln zwischen den Waldabschnitten erleichtert.

„Seil wird sehr gut angenommen“. Tote Eichhörnchen liegen seitdem nur noch sehr selten auf der Fahrbahn. Denn die luftige Trasse werde von den Pinselohren sehr gut angenommen, erzählt Bauer. Die Population habe sich seitdem auch wieder vergrößert, da die Tierfamilien aus den unterschiedlichen Biotopen sich untereinander vermehren würden.

Mit viel Engagement bei der Sache. Erfolgreiche Projekte wie das Eichhörnchenseil sind Wasser auf die Mühlen der Berlinerin. „Ich mag es, wenn ich ein Problem habe und rausfinden muss, wie es sich lösen lässt“, sagt sie. Und in Sachen Tierschutz mangelt es nicht an Problemen. In Zukunft möchte sie sich stärker mit dem Thema „Fast Fashion“ auseinandersetzen und vermitteln, wie viel Tierleid eigentlich in der Produktion billiger Kleidung steckt.

Am liebsten Insekten. Und ihr Lieblingstier? „Früher mochte ich am liebsten Hunde und Katzen“, so Bauer. „Aber mittlerweile bin ich ein großer Fan von Insekten geworden. Man kann so viel von ihnen lernen!“ Während viele Menschen sich vor Spinnen und Käfern ekeln, fühlt sie sich mit den Krabbeltieren wohl. Und mit Echsen auch. „Letztens habe ich einer Blindschleiche die Hand hingehalten und sie ist ganz langsam darüber geglitten. In diesem Moment habe ich mich absolut eins mit der Natur gefühlt.“

  • Mehr über das Eichhörnchenseil erfahren Sie auf der Website der Aktion Tier.
  • Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: julia.schmitz@extern.tagesspiegel.de