Nachbarschaft

Veröffentlicht am 03.04.2023 von Julia Schmitz

Sarah Pfeiffer engagiert sich im Kollektiv Queeres Köpenick: „Seit einem halben Jahr setze ich mich für die Belange queerer Menschen ein. Das hat einen persönlichen Grund. Ich habe mehr als drei Jahrzehnte als männliche Person gelebt. Doch mir ging es nicht gut, ich hatte das Gefühl, dass etwas in meinem Leben nicht stimmte. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis mir klar wurde, dass ich kein Mann bin.

Diese Erkenntnis hat mein ganzes bisheriges Leben über den Haufen geworfen. Meine Frau hat sich von mir getrennt und auch mein Freundeskreis hat sich komplett zurückgezogen. Das hat mich in eine Depression gestürzt, aus der ich unbedingt wieder rauswollte. Ich habe mich deshalb nach einer ehrenamtlichen Arbeit umgesehen und bin so zum Frauenzentrum Treptow-Köpenick gekommen.

Dort brauchten sie jemanden, die sich um die Webseite kümmert. Als gelernte Programmiererin war ich da genau richtig. Mir ist aber aufgefallen, dass es in unserem Bezirk kaum Angebote für queere Menschen gibt. Also habe ich im November 2022 das Kollektiv Queeres Köpenick gegründet und bin jetzt dabei, ein Netzwerk aufzubauen. Mit Erfolg.

Zahlreiche Angebote. Seit Januar gibt es im Haus der Jugend regelmäßig einen Offenen Treff „Queers & Friends“, der gut angenommen wird. Das Projekt haben wir zusammen mit der Mobilen Stadtteilarbeit vom Rabenhaus e.V. gestartet. Im Offenen Treff haben wir schon einen Kleidertausch und einen Schminkkurs angeboten. Auch die Initiative InteraXion konnte ich für eine Zusammenarbeit gewinnen. Vor Kurzem haben wir ein queeres Kochen veranstaltet. Ab April wollen wir einen Selbstverteidigungskurs anbieten.

Wir sind politisch gut vernetzt und setzen uns auch auf dieser Ebene für queere Menschen ein. Außerdem engagiere ich mich in der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität. Dort bin ich in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv und berate trans Personen. Ich habe durch meine ehrenamtliche Tätigkeit gemerkt, dass mir soziale Arbeit liegt und Freude macht. Ich fühle mich angenommen und gebraucht. Das macht mich zufrieden. Und stolz auf das, was ich schon geschafft habe.“

  • Sie können das Kollektiv unter hallo@queeres-koepenick.de erreichen
  • Text: Sternenfischer/Claudia Berlin – Foto: Reginald Gramatté
  • Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: julia.schmitz@extern.tagesspiegel.de