Namen & Neues
Bezirksamt will für neue Zentralbibliothek kämpfen
Veröffentlicht am 17.09.2021 von Cay Dobberke
Für eine moderne und multifunktionale Zentralbibliothek will das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf leer stehende Räume im „Kant-Center“ neben der Kantstraße und der Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße mieten. Allein aus dem Bezirkshaushalt wäre das nicht finanzierbar. Deshalb sandte Bildungs- und Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) der Senatsfinanzverwaltung eine Vorlage für den Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Doch die Senatsverwaltung blockt ab. Der Bezirk habe einen „Überschuss“ an Büroflächen, der sich auf rund 18.000 Quadratmeter summiere, hieß es im Antwortschreiben. Das reiche für „drei Bibliotheken“.
Diese Rechnung scheint allerdings realitätsfern. Darin war sich Stadträtin Schmitt-Schmelz in dieser Woche mit den Mitgliedern des BVV-Ausschusses für Weiterbildung und Kultur einig. Die Finanzverwaltung habe Festsäle, Flure und andere Flächen im Rathaus Charlottenburg „mitgerechnet“, die nicht für andere Zwecke nutzbar seien, kritisierte die Ausschussvorsitzende Dagmar Kempf (Grüne). Weil das Rathaus unter Denkmalschutz steht, wäre es sogar verboten, „Wände einzuziehen und Büros zu schaffen“. Eine Bibliothek „geht nicht im Flur“, fügte der Grünen-Bürgerdeputierte Jürgen Karwelat hinzu.
Auf der Tagesordnung des Berliner Hauptausschusses fehlte das Thema in der letzten Sitzung vor den Wahlen, weil die Finanzverwaltung die Vorlage nicht weitergeleitet hatte. Die Bezirkspolitiker:innen geben aber nicht auf. In der kommenden Legislaturperiode „werden wir begründen, warum aus unserer Sicht nicht 18.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen“, kündigte Heike Schmitt-Schmelz an.
Noch sind die erhofften Räume im Kant-Center nicht anderweitig vermietet. Wegen der zentralen Lage und hervorragender Verkehrsverbindungen „war das ein absolut genialer Standort“ für eine Zentralbibliothek, findet die Stadträtin. Die Haltung des Senats sei „unglaublich ärgerlich“.
Bisher ist die Heinrich-Schulz-Bibliothek im Rathaus Charlottenburg die Hauptstelle. Ihre Räume sind allerdings nicht nur kleiner als die Flächen im Kant-Center, sondern auch sanierungsbedürftig. Spätestens in eineinhalb Jahren müsse die Bibliothek mindestens für die Dauer der Bauarbeiten umziehen, glaubt Heike Schmitt-Schmelz.
Ein „Plan B“ des Bezirksamts sieht vor, notfalls den seit Ende 2018 geschlossenen Ratskeller im Rathaus als vorübergehenden Ersatzstandort zu nutzen. Das will die Stadträtin jedoch „nicht schnell umsetzen“ und die Entscheidung erst „spätmöglichst“ treffen. Für das ehemalige Restaurant gibt es außerdem schon eine andere Idee. Das Ordnungsamt beansprucht die Räume, um mit zusätzlichen Beschäftigten die geplante Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung vorzubereiten.