Intro

von Robert Klages

Veröffentlicht am 25.02.2019

in den Geschehnissen am Rummelsburger See spiegelt sich das Schicksal Berlins, so beschreiben es nie-erzählte Legenden. Das Gift, das jahrelang hineingeflossen ist, hat nichts Gutes heraufbeschworen. Während wir hier auf Lichtenberger Seite über den Bau von Coral World und Co. an Ufernähe diskutieren und es zahlreiche Demonstrationen und Petitionen gegen die Bebauungspläne gibt, wurde wohl die Friedrichshainer Seite etwas außer acht gelassen.

Dort entsteht gerade B:HUB. Mehr als 300 Meter lang, fast 50.000 Quadratmeter groß und bis zu 11 Stockwerke hoch. Eine Adresse für Start-Ups und Firmenniederlassungen umweit der Gift-Ausgrabungsarbeiten und der nun geräumten Freibeuter. 24 Euro pro Quadratmeter. „A new landmark in Berlin … More than just a space“ .. „idyllisch am Wasser“, „Mitten im lebendigen Szenekiez“. Ob in den neuen Office-Spaces auf das Wasser geblickt werden wird und dann erzählt einer: „You know, da war mal so ein besetztes Schiff. Yes man, really!“

Also keine Wohnungen. Immerhin die Anwohner*innen auf Stralau freuen sich teilweise über den Lärmschutzriegel vor der S-Bahntrasse. Einen Supermarkt wird es dort auch geben. Hätte man nicht hier auch Wohnungen bauen können, gehörte die Fläche auch mal dem Land Berlin? Mal beim Bezirksamt Xhain nachfragen: „War die Fläche zu irgendeiner Zeit im Besitz des Landes, der Stadt oder dem Bezirk?“

Antwort der Pressestelle: „Nach Rücksprache mit dem Stadtentwicklungsamt können wir die Eigentümer*innen der letzten 50 Jahre aufgrund des Datenschutzes nicht nennen.“ Naja. Gut, dass bereits ausgeplappert wurde, dass die Fläche zuvor dem Land Berlin gehörte. Auch Xhains Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) hat bereits vor einem Jahr mal gesagt, die Entscheidung, die Fläche zu verkaufen, sei falsch gewesen. Er hätte hier lieber „genossenschaftliches Gewerbe mit niedrigen Mieten“ gesehen.

Hätte hätte Immobilienkette. Zurück zur Lichtenberger Seite. Denn hier könnte man nun zeigen, dass man verstanden hat, was Berlin braucht und besser machen, was Xhain nicht geschafft hat. „Der Wind in dieser Stadt hat sich gedreht“, sagte auch ein Vertreter einer Anwohnendeninitiative, die am Donnerstag während der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in einem „Einwohnerantrag“ forderte, den Bebauungsplan Ostkreuz abzulehnen. „Der Ort hat einen so hohen Wert, die Entscheidung eine so hohe Tragweite…“ führte der Anwohner aus. Berlin benötige bezahlbaren Wohnraum und kein Coral World.

Der Antrag der Anwohner*innen wurde erstmal in den Ausschuss für ökologische Stadtentwicklung verschoben. Denn, so BVV-Vorsteher Rainer Bosse (Linke): „Eine Entscheidung zum Antrag ist heute nicht möglich, weil der Bebauungsplan noch gar nicht vorliegt.“ Dieser soll erst am 20. März um 19 Uhr im Cine-Star am Treptower Park (Achtung: das ist kein Witz) der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zuvor war dieser Vorstellungstermin zwei Mal abgesagt worden.

In Lichtenberg habe man keine ausreichend großen Räume gefunden, erklärte Bezirksbürger*innenmeister Michael Grunst (Linke). Auf der Veranstaltung solle auch diskutiert und die Meinung der Besucher*innen aufgenommen werden. Ob an diesem Tag auch Popcorn verkauft wird, ist nicht bekannt. Ebensowenig konnte mir bisher die Frage nach den Kosten für die Miete beantwortet werden. Ein Anruf bei „CMS Cinema Management Services GmbH & Co. KG“ ergab: Eine lange Warteschleife „bitte legen Sie nicht auf“… dann: tut tut tut. Wenn man seinen Kindergeburtstag im Cine-Star feiern möchte, kostet es jedenfalls 14,50 Euro pro Kind (Paket inkl. Film und 3D-Brille).

Wer nicht solange warten kann: auch Innensenator Andreas Geisel und Baustadträtin Birgit Monteiro (beide SPD) laden zu einem „Gespräch über die Zukunft der Rummelsburger Bucht“ ein. Am 27. Februar um 19 Uhr im Nachbarschaftszentrum „Alters Lazarett“, Erich-Müller-Straße 9. Fläche vom großen Saal: Rund 70 Quadratmeter.

Robert Klages ist freier Mitarbeiter beim Tagesspiegel. Schreibt ihm bei Anregungen, Kritik, Wünschen, Tipps bitte eine E-Mail an leute-r.klages@tagesspiegel.de. Ansonsten ist er auch auf Facebook, Twitter und Instagram zu finden.