Kiezkamera
Veröffentlicht am 03.08.2020 von Robert Klages
So sehen die Hütten im Gepardengehege der neuen Landschaft „Auf nach Afrika“ im Tierpark Berlin aus, die am 25. Mai eröffnet wurde. „Hütten aus natürlichen Baumaterialien ermöglichen authentische Einblicke in eine großzügige Savannenlandschaft“, schrieb der Tierpark dazu. Die Grünen-Abgeordneten Sebastian Walter und Daniel Wesener kritisierten hier bei uns im Newsletter diese „unglückliche Wortwahl“. Afrika werde als exotischer und rückständiger Kontinent dargestellt, was aus postkolonialer Perspektive kritisch zu bewerten sei.
Der Tierpark hat, wie auch der Zoo, eine kolonialistische Vergangenheit, die es aufzuarbeiten gilt. So wurde das Schloss im Tierpark auch aus Einnahmen von Menschenhandel errichtet. Der Hauseigene Historiker Clemens Maier-Wolthausen ist damit beauftragt, dies zu untersuchen. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.
Was sagt der Tierpark zu der Grünen-Kritik an den Hütten? „Da der Fokus einzig auf der Natur liegt, wird kein stereotypes Bild der Kultur eines gesamten Kontinents vermittelt“, antwortet mir Maximilian Jäger, Sprecher der Zoologischen Gärten Berlin – ein Verbund aus Zoo, Tierpark und Aquarium Berlin. „An vereinzelten Stellen, an denen menschliche Strukturen dargestellt werden, sollen diese dazu dienen, Geschichten zu erzählen und dabei auf wichtige Themen aufmerksam zu machen.“ So werde am Beispiel eines alten, verlassenen Fischerhafens an der Pinguin-Anlage die weltweite Überfischung der Meere und deren Auswirkung thematisiert. Die Gestaltung des Hafens orientiere sich dabei an keinem realen Vorbild oder einer bestimmten geografischen Region.
„Die Zoologischen Gärten Berlin sind sich ihrer kolonialgeschichtlichen Vergangenheit bewusst und arbeiten diese seit einigen Jahren intensiv und transparent auf“, so Jäger weiter. 2016 hatte es im Antilopenhaus des Zoo Berlin eine Dauerausstellung sowie 2019 zum 175. Jubiläum ein Buch zur Zoo-Geschichte gegeben, die sich auch dem Kolonialismus-Bezug der Einrichtung widmen. Unter diesem Hintergrund würde die Umsetzung des Ziel- und Entwicklungsplans der Anlagen ebenfalls stets beleuchtet.
Foto: Tierpark Berlin
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