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Baumfällung am Rummelsburger See - Polizei holt Aktivist*innen aus den Bäumen

Veröffentlicht am 02.03.2020 von Robert Klages

Die Rummelsburger Bucht verändert sich: Das Obdachlosencamp wird sukzessive aufgelöst, das anliegende, von der Wagengruppe „Sabot Garden“ besetzte Gebiet soll bald bebaut werden. (Siehe dazu auch den Gastkommentar von Stadtforscherin Elisa Pfennig weiter unten in der Rubrik „Kiezgespräch“). Die Touristenattraktion „Coral World“ soll dorthin, wo derzeit nur noch wenige Obdachlose leben. Dort, wo „Sabot Garden“ und der einstige „Widerstrand“ sind, sollen Wohnungen und ein Ärztehaus entstehen.

Letzte Woche wurden auf dem Gebiet Bäume gefällt und beschnitten. Investa GmbH, Eigentümerin des Geländes, hatte die Rodungsarbeiten in Auftrag gegeben. Diese Arbeiten waren nur noch bis zum 29. Februar möglich. Ab 1. März, gilt, wie jedes Jahr, das Sommerrodungsverbot bis einschließlich 30. September. Damit ist nicht nur die Beseitigung geschützter Baumarten gemeint, sondern auch Baumarten und Gehölzbestände, die nicht der Berliner Baumschutzverordnung (BaumSchVO) unterliegen.

Aktivist*innen kletterten am Donnerstagvormittag auf mehrere Bäume, um die Rodungen zu verhindern. Mit einem Großaufgebot räumte die Polizei noch am Nachmittag die Baumbesetzung, berichtet auch taz.de. Die Besetzer*innen sollen Rauchbomben auf die Rodungsarbeiter geworfen haben, sodass die Polizei die Arbeiten begleiten musste, sagte mir die Pressestelle der Polizei. Es seien ausschließlich Bäume auf dem an das besetzte Gelände angrenzende Gebiet gefällt worden.

Die Fällungen waren behördlich genehmigt. Da diese behindert wurden, hätten Beamt*innen das besetzte Gelände betreten und Platzverweise ausgestellt sowie Identitäten festgestellt, sagte die Polizei. Menschen auf den Bäumen, die gefällt werden sollen, wurden dazu aufgefordert, diese zu verlassen oder seien „abgesichert“ aus den Bäumen geholt worden. Eine Räumung des besetzten Geländes sei zu keiner Zeit das Ziel gewesen. Das „Neue Deutschland“ (ND) schreibt: „Tatsächlich hatten Aktivist*innen am Donnerstagmorgen eine rosa Rauchbombe ins Gestrüpp gelegt, um den Arbeiter*innen, die mit den Rodungsarbeiten begonnen hatte, die Sicht zu erschweren. Eine Gefahr war jedoch zu keinem Zeitpunkt erkennbar.“

Trotzdem habe der Vorfall einen äußerst brutalen Polizeieinsatz ausgelöst, schreibt ND. „Menschen wurden gewaltsam über den Boden gezogen, anderen wurden die Hände verdreht. Ein Aktivist berichtete, dass er von Polizist*innen von einem Hüttendach geschubst worden und mit mehreren Balken zu Boden gestürzt sei.“ In einem Video auf Twitter sind die Arbeiten zu sehen und wie sich ein Aktivist in einem Baum mit einem der Rodungsarbeiter „unterhält“. In einem Youtube-Video der Medienplattform „Kommon“ heißt es, alle Bäume seien gefällt und das Baumhaus „Ätschibätsch“ zerstört worden. Der Twitter-Account des Baumhauses ist weiterhin aktiv und gibt an, noch an Ort und Stelle zu sein. Die Wagengruppe „Sabot Garden“ twittert, zwei Bäume hätten die Aktion überstanden.