Namen & Neues

Grünes Licht vom Ministerium: Ladelaternen light können kommen

Veröffentlicht am 04.08.2020 von Ingo Salmen

Die Installation von 1000 Ladepunkten an Laternenmasten in Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf muss teilweise neu ausgeschrieben werden. Das teilte die Senatsverkehrsverwaltung auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Es ist ein Versuch der Beteiligten, ein ambitioniertes Projekt zu retten. Dabei geben sie dem Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos den Vorrang vor der technischen Innovation – und nehmen auch eine weitere Verzögerung in Kauf. Eigentlich sollten die ersten Ladepunkte bereits im Herbst 2019 montiert werden, nun ist das frühestens anderthalb Jahre später zu erwarten. „Der Aufbau der Ladepunkte außen an öffentlichen Beleuchtungsmasten wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 beginnen“, erklärte die Verkehrsverwaltung am Montag.

Bereits im Juli segneten das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie als Fördermittelgeber sowie das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum als Projektträger diese neue Ausrichtung ab. Wir hatten irrtümlich noch danach berichtet, das Projekt sei in der Schwebe und bitten diesen Fehler zu entschuldigen – allerdings war die Botschaft zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht bei der beteiligten Firma Ubitricity und dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf eingetroffen.

Das Vorhaben von Ubitricity, die Ladepunkte in den Laternenmasten unterzubringen, ist vorerst gescheitert. Zwar hat das Berliner Start-up das in London schon im großen Stil umgesetzt, doch verträgt sich das Vorhaben, wie berichtet, nicht mit deutschen Normen – die Masten sind zu eng. Stattdessen verfolgen die Beteiligten jetzt den Plan, die Ladestationen außen an den Laternenmasten zu montieren. Diese Technik sei bereits auf dem Markt verfügbar, teilte die Verkehrsverwaltung mit – eine sogenannte Rucksack- oder Huckepack-Lösung, wie sie in Berlin bereits an mehr als 30 Standorten im Einsatz sei. Ubitricity bleibe Konsortialführer des gesamten Projekts „Neue Berliner Luft“ und könne auch an der Ausschreibung für diese externen Ladepunkte mit Standardladetechnik teilnehmen.

Eigentlich verfolgt das Start-up eine andere Philosophie: das Mobile Metering, damit ist ein geeichter Stromzähler am individuellen Ladekabel der Kund*innen gemeint statt wie sonst üblich als Bestandteil der Ladestation. Dadurch sollen die Ladestationen selbst einfacher und günstiger in Anschaffung und Unterhalt werden; zudem ließe sich perspektivisch das Elektroauto als Stromspeicher in ein intelligentes Netz integrieren. Das Problem: Berlin vertritt seinerseits den Ansatz der „diskriminierungsfrei“ zugänglichen Infrastruktur. Wer ein Elektroauto besitzt, soll es auch ohne ein spezielles Smart-Cable aufladen können.

Ubitricity soll nun unabhängig von der Ausschreibung der 1000 Ladepunkte an einer Lösung arbeiten, die außen an Laternenmasten installiert wird und Mobile-Metering-Ladetechnik mit Standardtechnik kombiniert, wie die Verkehrsverwaltung erläutert. Klingt nach Quadratur des Kreises. „Da sich aktuell nicht absehen lässt, ob eine solche von Ubitricity entwickelte Lösung rechtzeitig vorliegen wird (inkl. der erforderlichen technisch-regulatorischen Prüfungen und Bestätigungen), um noch in nennenswertem Umfang im Rahmen der Projektlaufzeit tatsächlich aufgebaut zu werden, wird nun im Projekt auf die zwingende Verwendung der Mobile-Metering-Ladetechnik verzichtet.“

Und wenn die Quadratur doch noch gelingt? So ganz klar scheinen sich auch die Projektbeteiligten noch nicht zu sein, wie es dann weitergeht. Die Verkehrsverwaltung kündigt ohnehin nur noch „bis zu 1000 Ladepunkte“ an. „Sofern von Ubitricity rechtzeitig eine normgerechte Lösung vorliegt, kann diese natürlich im Rahmen der Ausschreibung eingebracht werden, bzw. alternativ ist auch vorgesehen, eine kleinere Anzahl der 1000 Ladepunkte noch mit der Ubitricity-Technik auszurüsten“, heißt es seitens des Landes. Eine Ausweitung des Projektes auf andere Bezirke sei jedenfalls nicht geplant.