Intro
von Madlen Haarbach
Veröffentlicht am 23.09.2020
auf und um die Radwege ist viel los: Während Senat und Opposition über Sinn und Unsinn von Pop-up-Radwegen diskutieren, das Verwaltungsgericht einige Pop-up-Wege für rechtswidrig erklärte (übrigens: In seiner Begründung vor Gericht verweist der Senat auf die großartige Radmesser-Recherche meiner Datenteam-Kolleg*innen), am Sonntag unter anderem die Fahrraddemo Kidical Mass durch Neukölln rollte (twitter.com) und am Dienstag am internationalen autofreien Tag einige Straßen auch in Neukölln zumindest zeitweise zu Spielstraßen wurden, arbeitet das Bezirksamt nach wie vor am heiß debattierten (Pop-up-)Radweg in der Hermannstraße.
Zuletzt hatte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) angekündigt, dass er eine zumindest partielle Einrichtung einer abgepollerten Pop-up-Spur in der Hermannstraße im August für realistisch halte (NL vom 1. Juli). Seitdem sind fast drei Monate vergangen und, nun ja, es ist nicht viel passiert. Der Pop-up-Radweg droht offenbar, im Behördenpingpong zu versanden, bis er von der sowieso geplanten dauerhaften Lösung eingeholt wird. Wie Christian Berg, Sprecher des Bezirksbürgermeisters, auf Anfrage erklärt, habe das Bezirksamt am 11. August „anordnungsfähige Pläne“ für die Radspur an die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz übermittelt.
Nur einen Monat später, nämlich bereits am 7. September, trudelte die Senatsantwort ein – allerdings nicht etwa die fertige Anordnung, sondern zunächst einmal die Eingangsbestätigung. Die Mühlen der Bürokratie mahlen offenbar auch beim Thema Pop-up nunja, eher langsam. Berg zeigt sich dennoch optimistisch: Er gehe davon aus, dass das Bezirksamt „zeitnah die Anordnung durch den Senat erhalten“ werde. Die Radspur soll dann „so schnell wie möglich“ aufgepoppt werden.
Derweil will die Initiative „Hermannstraße für alle“ heute einen Einwohner*innenantrag für einen Pop-up-Radweg an die Bezirksverordnetenversammlung übergeben. Die Initiative fordert einen durchgehend geschützten Radweg, nicht nur wie bislang geplant abgepollerte Teilstücke.
Übrigens: Auch die dauerhafte (statt provisorische Pop-up-) geschützte Radspur in der Hermannstraße sollte ursprünglich „sukzessive ab 2020“ eingerichtet werden (NL vom 9. Januar 2019). Mehr zum aktuellen Stand und zur Online-Bürger*innenbeteiligung gibt es hier. Aktuell hoffe das Bezirksamt auf eine Umsetzung im Jahr 2021, sagt Sprecher Christian Berg. Bleibt also die Frage, was schneller kommt – der Pop-up oder der richtige geschützte Radweg. Pong, Ping.
Gute Nachrichten gibt es hingegen von der Radschnellverbindung Y-Trasse. Mehr dazu weiter unten.
Madlen Haarbach ist Redakteurin im Berlin-Ressort beim Tagesspiegel. Sie freut sich über Kritik, Anregungen und Tipps bei Twitter oder per E-Mail.