Namen & Neues
Dilemma im Gesundheitsamt
Veröffentlicht am 25.09.2019 von Judith Langowski
Seit diesem Monat hat Neukölln keinen Amtsarzt mehr. Klaus Morawski, der bisherige Amtsarzt, ist in den Ruhestand getreten. Der Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienst hat die Stelle vorerst kommissarisch übernommen. Zu den Aufgaben eines Amtsarztes gehören etwa psychiatrische Gutachten, Hygienekontrollen im Krankenhaus oder in öffentlichen Einrichtungen wie Seniorenwohnheimen oder Kitas. Ohne Amtsarzt-Ausbildung besitzt der Vertreter allerdings keine rechtlich abgesicherte Entscheidungsgewalt.
Morawski war sehr zufrieden mit seinem Job: „Es ist ein schönes Gefühl für die ‚öffentliche Gesundheit‘ da zu sein. Mein Job fordert mich jeden Tag aufs Neue – eine echte Alternative zu Klinik und Praxis,“ so sagte er noch kürzlich. Das Gefühl gebraucht zu werden, unterliegt jedoch der Tatsache, dass Ärzte in Krankenhäusern gut 1000 Euro im Monat mehr verdienen als beim Bezirk. „Wir sind nicht konkurrenzfähig. Seit vielen Jahren haben wir bei den Senatsverwaltungen darauf hingewiesen. Im Ergebnis ist nichts passiert. Das ist ein Staatsversagen mit Ansage“, findet Falko Liecke (CDU), Stadtrat für Gesundheit und Soziales. Eine finanzielle Gehaltszulage von 20 Prozent erhoffte sich Liecke vom Senat, doch Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) sei dazu nicht bereit, so Liecke.
Auch beim Sozial-psychiatrischen Dienst in Neukölln sieht die Personallage schlecht aus. Der Notdienst ist immer noch eingestellt. Ab sofort entfällt auch die offene Dienstags-Sprechstunde bis auf weiteres. Bei dringenden Anliegen und Notfällen kann ein Fax (!) an die Nummer 030 90239 3729 gesendet werden. Nach 16 Uhr und am Wochenende erreicht man dann nur noch den Berliner Krisendienst (Telefon: 030 390 63 – 90) oder die Polizei.