Nachbarschaft

Veröffentlicht am 03.02.2021 von Madlen Haarbach

Michaela Trottner engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für die Tee- und Wärmestube des Diakoniewerks Simeon in der Weisestraße. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kocht und packt sie mehrmals wöchentlich Lunchpakete für die obdachlosen Gäste der Tee- und Wärmestube.

Seit 1991 lebt sie in einem Haus der Diakonie in der Buschkrugallee in Britz. Ihr Mann arbeitet dort als Hauswart. Das Haus ermöglicht ein barrierefreies, selbstständiges Wohnen für Menschen mit und ohne körperliche Beeinträchtigungen. Michaela Trottner engagiert sie sich im sozialen Gefüge des Hauses, organisiert etwa Veranstaltungen für die Mieter:innen mit.

Als die Coronapandemie im Frühjahr das Land traf, durfte aus Gründen des Infektionsschutzes in der Tee- und Wärmestube nicht mehr gekocht werden. Auch diese wird von der Diakonie betrieben. Normalerweise können obdachlose Menschen in der Stube eine warme Mahlzeit zu sich nehmen, sich duschen, ihre Wäsche waschen und in der Kleiderkammer saubere, intakte Kleidungsstücke finden. Das alles ging plötzlich nicht mehr.

Gemeinsam mit Thomas de Vachroi (den wir Ihnen bereits 2019 im Newsletter vorgestellt haben) ergriff Michaela Trottner die Initiative. „Wir haben uns gesagt: Wir können unsere Gäste nicht im Regen stehen lassen. Wir haben ein Dach über dem Kopf, wir haben etwas zu essen, und wenn sie schon beides nicht haben, dann sollen sie wenigstens etwas zu essen bekommen“, erzählt sie am Telefon. Trottner und de Vachroi ließen sich die Aktion von allen Seiten, vom Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises bis zum Bezirksamt, genehmigen. Seither bereiten sie die Lunchpakete vier Mal wöchentlich vor. Zunächst gab es montags, mittwochs, freitags und sonntags warme Lunchpakete, seit dem erneuten Lockdown im November freitags kapazitätsbedingt (und wegen schärferer Infektionsschutzregeln) nur noch als kleines Zusatzpaket.

An den übrigen Tagen kümmert Michaela Trottner sich um die Organisation. „Ich hatte ab dem Moment eigentlich wenig privates, freies Leben – zu Beginn der Pandemie hat jeder alles gekauft und ich musste versuchen, irgendwo die Lebensmittel her zu bekommen. Ich bin da rumgefahren ohne Ende“, erzählt sie. Außerdem mussten die Einkäufe geplant, Angebote verglichen werden. Die jedes Mal rund 80 bis 100 Pakete werden von Thomas de Vachroi und Michaela Trottner gepackt, die beiden Sozialarbeiter:innen der Tee- und Wärmestube geben sie anschließend über das Fenster kostenlos an die Bedürftigen aus. Überwiegend kämen Stammkund:innen, erzählt Michaela Trottner.

Für Michaela Trottner ist ihr Ehrenamt, dem sie im Schnitt 35 bis 40 Stunden pro Woche widmet, erfüllend. „Ein Lächeln und ein Danke reichen uns, und das bekommen wir auch“, sagt sie. Manchmal bekäme sie auch kleine Aufmerksamkeiten, etwa selbstgepflückte Blümchen. „Das reicht dann schon“, sagt sie.

Die Lunchpakete finanzieren sich aus Spenden von Privatpersonen oder Unternehmen, die sowohl Lebensmittel als auch Geld spenden. Dringend benötigt werden auch warme Socken und andere wärmende Kleidung, Schlafsäcke und Isomatten, um den obdachlosen Menschen den Aufenthalt im Freien bei den aktuell sehr kalten Temperaturen etwas erträglicher zu machen – und ihnen auch schlicht das Überleben zu sichern. Spenden können während der Öffnungszeiten direkt in der Tee- und Wärmestube in der Weisestraße 34 abgegeben werden, alle weiteren Infos dazu gibt es hier.

Foto: In ihrer Freizeit greift Michaela Trottner gerne zur Strick- und Häkelnadel – und strickt an Weihnachten Mützen, Schals und Socken für die Obdachlosen. Quelle: privat

Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.