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von Christian Hönicke
Veröffentlicht am 22.08.2019
Maximal 6000 Wohnungen: Rahmen für „Blankenburger Süden“ steht fest. Berlins größtes Bauprojekt soll definitiv nur noch „5000 bis 6000 Wohnungen“ umfassen. Diese Zielgröße hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den „Blankenburger Süden“ festgelegt, das größte der 14 neuen Berliner Stadtquartiere. Das geht aus der soeben veröffentlichten Ausschreibung zum „kooperativen Werkstattverfahren“ für das Baugebiet in Pankow hervor, auf die sich Planungsbüros ab sofort bewerben können.
Nach der Vorstellung der ersten Pläne im März 2018 hatte es massiven Widerstand der Anwohner gegeben. Die drei Varianten sahen jeweils bis zu 10.000 Wohnungen vor. Als Reaktion auf die starken Widerstände kündigte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) eine Umplanung zur „Variante D“ an.
Das „Entwurfsgebiet“ umfasst nun nur noch die landeseigene Ackerfläche, den verfallenen einstigen FHTW-Hochschulstandort an deren Nordgrenze und das Gewerbegebiet in Heinersdorf am Schmöckpfuhlgraben im Süden. Letzteres befindet sich im Gegensatz zum Rest des Gebiets allerdings überwiegend in Privateigentum – dort könnte ein 40 Hektar großer neuer Gewerbestandort entstehen.
Die Erholungsanlagen „Blankenburg“ und „Familiengärten“ sowie der nach der Fußballlegende Sepp Maier benannte Golfplatz sollen nach der finalen Festlegung der Senatsverwaltung nicht mehr bebaut werden. Umstritten war insbesondere die ursprünglich angedachte Inanspruchnahme der Erholungsanlagen – das sind Mischgebiete aus Gartenlauben und Einfamilienhäusern. Doch eine „umfassende Fortentwicklung“ wird in diesen Anlagen „nicht weiter verfolgt“, Eingriffe sollen sich dort „auf das Notwendigste“ beschränken – etwa für „erforderliche Erschließungstrassen“. Unter anderem sind ein Betriebshof und eine Wendeschleife für die Straßenbahn angedacht. „Diese Erschließungskorridore sind zurzeit räumlich noch nicht exakt bestimmt“, heißt es in dem Papier.
Dabei ist die Verkehrsfrage der heikelste Punkt, nicht nur in Blankenburg. Der gesamte Nordosten Pankows ist durch den ÖPNV schlecht erschlossen und leidet unter Dauerstau. Anwohner aus Blankenburg haben sich deshalb mit Betroffenen anderer Bauprojekte aus Buch, Karow, der Michelangelostraße und Französisch Buchholz vernetzt. Gemeinsam fordern sie ein übergeordnetes Verkehrskonzept für den Nordostraum.
Auch die Stadtentwicklungsverwaltung sieht die „erhebliche Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur“ als „wesentliche Voraussetzung“ für das neue Stadtquartier. Ziel ist laut Ausschreibung ein „autoarmes Quartier“: „80/20 zu Gunsten des Umweltverbundes“. Bisher ist die Erschließung des Gebiets nur per Straßenbahn geplant – die Linie M2 soll bis zum S-Bahnhof Blankenburg verlängert werden. Kritiker bezweifeln, dass das ausreicht. Die Vorstellung der neuen Planung der Verkehrsverwaltung wird daher mit Spannung erwartet – sie wurde bereits mehrfach verschoben.
Dessen ungeachtet startet nun das „kooperative Werkstattverfahren“. Noch bis 16. September können Planungsbüros sich bewerben, Anfang November soll der „Kick off“ erfolgen. Bis zu vier Teams sollen dann Ende April 2020 ihre Entwürfe für das Quartier präsentieren.
Es werde aber keiner der Entwürfe umgesetzt, teilt Sprecherin Katrin Dietl aus der Senatsverwaltung mit. Denn es seien nur „Testentwürfe“. Die sollen überhaupt erst einmal aufzeigen, „wie viele und wie große Häuser auf welcher Fläche in etwa geplant werden müssen, um bis zu 6000 Wohnungen zu schaffen“. Auch Standorte für Gewerbe, Schulen und Grünflächen sollen so gefunden werden. Anhand dieser Entwürfe soll laut Dietl dann „ein abstrahiertes Struktur- und Nutzungskonzept“ abgeleitet werden – die ominöse „Variante D“. Sie soll als Basis für den tatsächlichen städtebaulichen Wettbewerb dienen.
„Voraussichtlich Anfang 2021“ wird dann laut Dietl der Berliner Senat darüber befinden, ob das neue Quartier tatsächlich gebaut wird. Ursprünglich war der Baustart 2025 vorgesehen – der aktuelle Zeitplan der Senatsverwaltung sieht das Jahr 2027 dafür vor.
Allerdings will der Senat den geplanten Schulbau im Gebiet aufgrund des Schulplatzmangels in Pankow vorziehen. Ein Bebauungsplanverfahren dafür wird laut Dietl bereits vorbereitet. Text: Christian Hönicke
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