Kiezkamera
Veröffentlicht am 25.06.2020 von Christian Hönicke

Es ist soweit: Der Mauerpark wird erweitert. Am Freitag um 17 Uhr fallen nach fast vier Jahren Bauzeit die Zäune. Die Fläche der berühmten Grünanlage verdoppelt sich dann nahezu – von 7,5 auf 14,5 Hektar. Fünf Hektar Grün kommen hinzu sowie zwei Hektar Platz für Gewerbe, darunter für den berühmten Flohmarkt und Gastronomie.
Federführend beim Umbau war die landeseigene GrünBerlin GmbH, die auch die Pflege des neuen Parkabschnitts übernimmt. Ob das künftig für den gesamten Park gilt, darüber verhandeln die Beteiligten noch. Denn auch der alte Park soll demnächst umgestaltet und aufpoliert werden. Bisher lockt er Besucher aus aller Welt besonders durch seine kulturelle Quirligkeit an. Dabei spielt die Musik eine große Rolle, das öffentliche Karaoke ist die Hauptattraktion.
Doch diese Event-Atmosphäre führte auch zu Konflikten mit ruhebedürftigen Anwohnern. Beim neuen Parkteil liegt Fokus deshalb auf dem Erholungsbedürfnis der Anwohner. Es gebe „mehr Grün für die Menschen, die hier spielen, sich erholen und gärtnern und Ruhe finden wollen“, sagt Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne). Der neue Abschnitt biete „Rückzugsbereiche für Anwohner und Familien“, sagt auch Alexander Puell vom Verein „Freunde des Mauerparks“.
Ein Symbol dafür ist der Granit-Tisch in der Mitte des neuen Streifens, an dem man sich mit Nachbarn treffen und picknicken kann. Auch Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (B’90/Grüne) sieht durch die Erweiterung „noch mehr Angebote für Erholung, Naturerfahrung, Sport und Spiel“. Inwieweit sich Quirligkeit und Ruhe künftig tatsächlich so gezielt trennen lassen, muss die Praxis zeigen.
Denn eigentlich ist die Erweiterung des Parks auf dem einstigen Mauerstreifen ja ein Symbol für die überwundene Trennung Berlins. Der neue Parkteil liegt auf ehemaligem West-Berliner Gebiet im alten Bezirk Wedding. Dagegen liegt der östliche Streifen des alten Parks in Prenzlauer Berg und war DDR-Gebiet. Ursprünglich sollte die Fläche des neues Abschnitts bebaut werden, erst durch das Engagement von Anwohnern und nach langem politischen Ringen blieb sie davon verschont. In einem Tauschgeschäft wurde stattdessen der nördliche Teil des alten Bahngeländes für die Bebauung durch die Groth-Gruppe freigegeben. Südlich davon wächst die Stadt genau 30 Jahre nach dem Mauerabriss am alten Todesstreifen nun für alle sichtbar wieder zusammen.
Allerdings gibt es noch ein paar Probleme mit dem Wachstum. Unter anderem bedingt durch die Corona-Pandemie konnten bisher nicht alle Pläne umgesetzt werden. So sind zwar die Apfel- und Liegewiese und ein großer Kinderspielplatz fertig, es gibt neue Schaukeln, Basketballkörbe und Tischtennisplatten, mehr als 200 neue Bäume, unter anderem in der „Platanenallee“ – die Pläne dafür hatte Gustav Lange schon vor 25 Jahren entworfen.
Doch die „Kartoffelhalle“, eine alte Lagerhalle, die Platz für nicht-kommerzielle Kultur bieten soll, wurde noch nicht umgebaut. Auch das angedachte zweistöckige Gebäude für die Markt- und Parkverwaltung existiert bisher nur auf dem Papier. Und die Gastronomie steckt noch mitten in den Umbauten: Das „Schönwetter“ und der „Mauersegler“ sollen sich künftig mehr für Parkbesucher öffnen und weniger auf geschlossene Veranstaltungen setzen.
Dennoch steht der neue, große Mauerpark ab Freitag offen. Um 17 Uhr fallen die Zäune. / Grafik: Tsp/Böttcher – Text: Christian Hönicke
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